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Der vom Menschen verursachte Klimawandel bewirkt eine zusätzliche Freisetzung des Treibhausgases aus der Landbiosphäre und dem Ozean, so Jan Esper vom Geographischen Institut der Universität Mainz.

Foto: APA/Patrick Pleul

Mainz - Mit jedem Grad Erderwärmung steigt der Kohlendioxid-Gehalt in der Luft laut einer deutsch-schweizerischen Studie um etwa drei Prozent. Der vom Menschen verursachte Klimawandel bewirke eine zusätzliche Freisetzung des Treibhausgases aus der Landbiosphäre und dem Ozean, teilte Jan Esper vom Geographischen Institut der Universität Mainz mit. "Dadurch wird die globale Erwärmung verstärkt."

Analysen

Der Klimatologe hat gemeinsam mit Kollegen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft sowie der Universität Bern die Klimaschwankungen der vergangenen 1.000 Jahre analysiert. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift "Nature" (online vorab) veröffentlicht.

Die Wissenschafter untersuchten Lufteinschlüsse in Eisbohrkernen aus der Antarktis und Jahresringe von Bäumen. Das Team konnte laut Esper so beispielsweise quantifizieren, wie stark der CO2-Gehalt der Luft durch Klimaschwankungen in der vorindustriellen Periode beeinflusst wurde.

Natürliches Gleichgewicht gestört

Die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas verursache nicht nur den aktuellen Anstieg des Kohlendioxids (CO2) und ist damit Hauptursache der globalen Erwärmung. "Diese klimatische Veränderung stört das natürliche Gleichgewicht zwischen den riesigen Kohlenstoffvorräten in Atmosphäre, Ozean und Biosphäre", warnte der Klimatologe. Aus diesen langfristigen Speichern werde dadurch zusätzliches CO2 freigesetzt, was im Sinne einer Rückkopplung zu einer weiteren Erwärmung führt. Damit verstärke sich der Einfluss des CO2 auf die Temperaturentwicklung.

Die Wissenschafter berechneten den Zusammenhang zwischen Temperatur und CO2 nach eigenen Angaben für mehr als 200.000 mögliche Datenkombinationen. Das Ergebnis: ein verlässlicher Mittelwert und ein dazugehöriger Genauigkeitsbereich für die Rückkopplungsstärke zwischen Temperatur und CO2. Heute sei die globale Temperatur bereits mehr als 0,3 Grad Celsius höher als in der wärmsten Periode der vergangenen 1.000 Jahre.

Klima der Vergangenheit

Nach Studien von Forschern der Universität Kiel wird das tatsächliche Ausmaß des zu erwartenden Klimawandels ebenfalls bisher deutlich unterschätzt. Sie haben jedoch umgekehrt betrachtet, wie die CO2-Konzentration auf die Temperaturerhöhung wirkt - und das vor fünf Millionen Jahren. Im Pliozän habe es wesentlich höhere Temperaturen als heute gegeben, obwohl die CO2-Konzentrationen kaum höher gewesen seien, berichteten die Kieler Klimaforscher Ralph Schneider und Birgit Schneider in Kiel. Die Zusammenfassung weltweiter Studien zum Klima der Vergangenheit ist in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlicht. Nicht nur die CO2-Konzentration, sondern auch andere, bisher eher vernachlässigte Komponenten spielten eine Rolle für die Erderwärmung.

Der Blick in die Vergangenheit zeige, dass man sich nicht nur auf die Wirkungskette Temperatur-Kohlendioxid konzentrieren dürfe, betonte Ralph Schneider. Grund für das deutlich wärmere Klima damals seien Rückkopplungen zwischen einzelnen Komponenten des Klimasystems, insbesondere dem Grönlandeis, der Vegetation in den hohen Breiten und dem Ozean, der große Mengen Kohlenstoff speichert, erklärte Birgit Schneider. Vielleicht reiche schon ein CO2-Wert von 400 bis 500 ppm, damit sich der Prozess der Erderwärmung verselbstständige, warnte Ralph Schneider.

Kreislauf

Vor kurzem publizierte ein niederländisch-schottisches Forschungsteam in "Science" das Ergebnis ihrer Untersuchungen, wonach die Erwärmung der Erdoberfläche und der Atmosphäre nicht nur eine Folge des Klimawandels, sondern auch eine seiner Ursachen ist. Auf Grundlage von Satellitendaten konnten sie beweisen, dass die Freisetzung von Methan bei höheren Temperaturen deutlich zunimmt. Methan ist ein Treibhausgas, das wiederum selbst eine wesentliche Rolle in der globalen Erwärmung besitzt. (APA/red)