"...vor der Show" mit Sonia Rykiel zeigt Arte am 4. Februar um 22 Uhr.

Foto: ARTE/Deralf/Story Box Press

Robert Altman hat in seinem entzückend turbulenten Spielfilm Prêt-à-Porter (1994) die Exaltiertheit und Gnadenlosigkeit hinter den Kulissen des internationalen Modebusiness eingefangen. In einer Doku-Reihe zeigt Arte donnerstags, wie dramatisch die letzten Stunden vor einer wichtigen Modeschau wirklich sind: extrem dramatisch!

Bei Karl Lagerfeld behält das ganze Gehechte aber irgendwie noch Stil. So einer wie Kaiser Karl gerät auch in den nervenzerfetzendsten Momenten nicht aus der Fassung. Während sich die emsigen Näherinnen der römischen Fendi-Werkstätten im Intercity nach Mailand die Finger an den bis auf den letzten Drücker angefertigten Pelz-Applikationen blutigstechen, steigt seine Majestät ausgeschlafen in den Privatjet. Und isst vermutlich ein paar Ananasscheiben, die der Meister-Diätiker wie ein Lebenselixier verputzt. Und wenn die Näherinnenabordnung Pech hat, dann entwirft der Couturier für eine der It-Bags in allerletzter Minute noch einen Blackberry-Aufsatz. Grrrr. Doch in Wahrheit lieben sie das. Den von Regisseur Loïc Prigent auf hastigen Wegen zwischen den Werkstätten abgefangenen Handwerkern steht das Adrenalin ins Gesicht geschrieben.

Bei Jean-Paul Gaultier läuft das alles weniger perfekt, dafür cool. Da bleiben am Abend der Schau auch einige Kleider in der Garderobe hängen, weil sie einfach nicht fertig geworden sind oder doch nicht gut genug waren. Wen kratzt's? Na gut, es geht um gigantische Geldsummen. Auch das macht die Doku neben allem Firlefanz klar.

Nach dem jungen amerikanischen Label Proenza Schouler ist nun nächsten Donnerstag noch Sonia Rykiel dran: Strickentwürfe seit 40 Jahren ... (Margarete Affenzeller/DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2010)