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Trainer Sigurdsson taktierte seine Mannschaft zu einem weiteren handballhistorischen Sieg...

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...und die jubelte

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Wien - Österreich hat die Heim-EM mit einem Sieg beendet. Die ÖHB-Herren bezwangen am Donnerstag zum Abschluss der Hauptrunde I in der Wiener Stadthalle die langjährige Handball-Weltmacht Russland in einem weiteren Krimi 31:30 (17:15). Damit erreichte die Truppe von Teamchef Dagur Sigurdsson in der Endabrechnung den neunten Platz und den mit Abstand größten Erfolg der Geschichte.

Zwei Siege, ein Remis und drei Niederlagen - so lautet die vor Turnierbeginn kaum für möglich gehaltene Bilanz des EM-Debütanten Österreich. In der Vorrunde hatten die Österreicher in Linz zunächst gegen Titelverteidiger Dänemark 29:33 verloren, dank eines 37:37-Remis gegen Island und eines 37:31-Triumphs über Serbien war jedoch noch sensationell der Aufstieg in die Hauptrunde gelungen.

In der Hauptrunde schlug sich Österreich dann weiter tapfer. Gegen Norwegen (27:30) und Kroatien (23:26) setzte es zwar Niederlagen, die renommierten Kontrahenten wurden jedoch bis zum Schluss gefordert. Und zum Turnierende gab es mit dem Sieg über die Russen noch einmal Zählbares zu feiern.

Nach den erfolgreichen EM-Tagen stellt sich nun die noch unbeantwortete Frage, ob Dagur Sigurdsson weiterhin als Teamchef arbeiten wird. Offen ist, ob sich Sigurdsson in Zukunft nur mehr seinem Job als Clubtrainer des deutschen Bundesligisten Füchse Berlin widmen wird bzw. widmen muss.

Rund 8.500 Fans kamen noch einmal in die Wiener Stadthalle und verliehen damit der kleinen, neuen Handball-Euphorie im Lande Nachdruck. Doch die Russen, die im vergangenen Match gegen Island (30:38) eher lustlos gewirkt hatten und daher bei den Buchmachern gegen Österreich sogar als Außenseiter gehandelt wurden, wollten nicht nur nette Party-Gäste sein.

Russland führte nach sieben Minuten 5:2. Österreich machte jedoch auch im letzten EM-Match das Versprechen wahr, trotz der schon müden Knochen noch einmal alles zu geben und über die Schmerzgrenze zu gehen. Das tat auch Konrad Wilczynski, der trotz Bänderriss in der rechten Wurfhand noch einmal die Zähne zusammenbiss, bevor er Freitagvormittag in Wien auf dem Operationstisch liegen wird.

Die Abwehr teilte kräftig aus, im Angriff brillierte Viktor Szilagyi einmal mehr als Regisseur, Denker und Lenker. Und auch Roland Schlinger zeigte wieder, dass er in dieser Form eigentlich zu stark für die heimische Handball Liga Austria (HLA) ist. In der 17. Minute sorgte Robert Weber zum 7:6 für die erstmalige Führung in einer ausgeglichenen Partie, erstmals richtig absetzen konnte sich die ÖHB-Auswahl dank eines Gegenstoß-Doppelpacks von Wilczynski zum 12:9 (25.). In die Pause rettete Österreich auch dank ein 17:15, damit lag man im sechsten Match erstmals in diesem Turnier nach 30 Minuten in Front.

Auch nach dem Wechsel sah es lange ganz klar nach dem zweiten Sieg aus, die Russen steckten aber nicht auf und kamen in der 46. Minute wieder zum Ausgleich (23:23). Österreich wehrte den Angriff des - UdSSR-Zeiten miteingerechnet - vierfachen Olympiasiegers, dreifachen Weltmeisters und einfachen Europameisters jedoch ab, führte nach 52 Minuten 29:25 und brachte den Sieg und würdigen Abschluss der Handball-Party trotz fehlerhafter Schlussphase hauchdünn ins Trockene.

Zukunft von Sigurdsson noch offen

Die Zukunft von Teamchef Dagur Sigurdsson ist indes noch ungewiss. Ob der Isländer, der seit dieser Saison den ambitionierten deutschen Bundesligisten Füchse Berlin trainiert, auch in Zukunft die rot-weiß-rote Auswahl dirigieren wird, scheint noch unsicher. "Eine Entscheidung wird aber wohl in der kommenden Woche fallen", sagte Sigurdsson nach dem abschließenden Sieg über Russland am Donnerstagabend.

"Ich muss jetzt einmal drüber schlafen, dann geht das leichter", meinte der 36-Jährige, der bereits am Freitag in der Früh in die deutsche Hauptstadt aufbrach, um schon am Abend wieder das Training der Füchse zu leiten. "Ich werde mich dann irgendwann mit ÖHB-Generalsekretär Martin Hausleitner treffen. Und dann werden wir eine vernünftige Entscheidung fällen: Für den ÖHB, für die Füchse Berlin und für mich."

Die Spieler jedenfalls sprachen sich klar für einen Verbleib Sigurdssons aus. "Ich hoffe, dass der Trainer bleibt", sagte etwa Flügelspieler Konrad Wilczynski, und Abwehr-Spezialist Markus Wagesreiter unterstrich diesen Wunsch: "Er hat uns nach vorne gebracht und weiterentwickelt. Das haben wir eigentlich alles ihm zu verdanken". Kreisläufer Patrick Fölser stieß ins selbe Horn: "Natürlich wollen wir, dass er bleibt. Er hat uns zu diesem Erfolg gebracht, uns optimal auf dieses Turnier eingestellt. Aber wir wissen von nichts." (APA)

Hauptrunde I, in Wien:

Russland - Österreich 30:31 (15:17)

Tore: Tschipurin 7, Rastworzew 5, Kowalew 4, Igropulo 4, Kajnarow 3, Starjik 2, Filippow 2, Tschernoiwanow 1, Kamanin 1, Iwanow 1 bzw. Weber 6, Schlinger 6, Wilczynski 6, Günther 4, Szilagyi 4, Friede 3, Hojc 1, Fölser 1