Wien - "Als Deutscher kann man auf Vieles und Viele stolz sein. Die Aufforderung "Niemals vergessen!" hat ihre vollste Berechtigung dort, wo es um die Errungenschaften unseres Volkes geht." Diese Meinung vertritt die "Wiener Akademische Burschenschaft Olympia" auf ihrer "Heimseite" . Eine Meinung, mit der die Republik offenbar kein Problem hat. Denn die Olympia ist einer der Mitveranstalter des "Wiener Korporations-Balles" , der am Freitagabend in der Hofburg stattfindet.
Zwei Drittel sind deutsche Gäste
Die Regierung erklärt sich auf Nachfrage für unzuständig, da das Gebäude von der "Hofburg Betriebsgesellschaft" verwaltet wird, die selbstständig entscheidet, an wen vermietet wird. Dort hat man kein Problem mit den rechten Burschenschaftern. "Der Ball zählt zu den nobelsten, die bei uns stattfinden, zwei Drittel sind deutsche Gäste. Es gibt ihn seit Jahrzehnten, und erst seit drei Jahren gibt es diese Aufregung" , sagt Pressesprecherin Renate Danler. "Solange sich der Verein auf rechtsstaatlicher Basis beweg,t bewerten wir kein Gedankengut."
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat am Mittwoch anlässlich des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz noch "Niemals vergessen" eingemahnt. Am Donnerstag verweist ein Sprecher auf die Unzuständigkeit, hält aber fest, dass es aufs Schärfste abzulehnen ist, wenn "diese Aufforderung in rechtsextreme Codes umgedeutet wird" .
Platzverbot rund um die Hofburg
Der umstrittene Ball bedeutet auch Arbeit für die Polizei. Ab 17 Uhr wird rund um die Hofburg (vom Minoriten- über den Ballhausplatz sowie den Heldenplatz bis zum Burgtor) ein Platzverbot erlassen, das Gebiet wird Sperrzone. Der Grund ist, dass "eine allgemeine Gefahr für Leben oder Gesundheit mehrere Menschen" entstehen wird, ist in der offiziellen Verordnung zu lesen.
Aus Sicht der Polizei geht diese Gefahr von Demonstranten aus. Wie berichtet, wurde ein Protestzug vor das Burgtor von der Polizei untersagt, nun finden zwei Veranstaltungen im Votivpark und vor der Albertina statt. Im Internet kursieren allerdings Aufrufe, sich für "Aktionen" weiter vor dem Westbahnhof zu treffen.
Angst der Exekutive
Bei Angst der Exekutive könnte nicht ganz unbegründet sein: Bei Ausschreitungen im Vorjahr wurden neun Personen festgenommen und Polizisten verletzt. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 29.01.2010)