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In schwer überschaubaren Spielsituationen bekommen größere Spieler eher die Foul-Schuld zugesprochen ... hier im Bild Per Mertesacker (links) im Duell mit Franck Ribery - 198 cm vs. 170 cm. Wäre Mertesacker nicht für Fairplay bekannt, wäre er der Studie nach zum Kartensammler prädestiniert.

Foto: AP/Joerg Sarbach

Amsterdam - Größere Fußballer bekommen bei unklaren Foul-Situationen öfter die Schuld als kleinere. Das haben deutsche Wissenschafter an der Rotterdamer Erasmus-Universität bei der Analyse von mehr als insgesamt 120.000 Foul-Entscheidungen in der deutschen Bundesliga und bei internationalen Meisterschaften festgestellt. Die Studie wird in der Februarausgabe des "Journal of Sport & Exercise Psychology" veröffentlicht.

Für Schiedsrichter gebe es in schwer überschaubaren Spielsituationen oft "keine objektive Möglichkeit festzustellen, wer der "wahre" Täter und wer das "wahre" Opfer ist", schreiben Niels van Quaquebeke (32) und Steffen Giessner (35) von der School of Management der Erasmus-Universität. Den Unparteiischen bleibe daher oft nichts weiter übrig, als auf ihre Instinkte zu vertrauen. "Dabei ist es wahrscheinlich, dass die erkennbare Körpergröße eines Spielers als zusätzlich aufgenommene Information mit in die Entscheidungsfindung einfließt."

Begründung

Aus der Evolutionsforschung sei bekannt, dass größere und kräftigere Menschen von anderen oft mit Stärke, Macht, Aggression und Dominanz in Verbindung gebracht werden. "Dementsprechend werden größere Spieler von Schiedsrichtern (und Fans!) eher als Foul-Begeher angesehen und ihre kleineren Gegner entsprechend eher als Foul-Opfer", heißt es in der Studie.

Zu ihren Ergebnissen kamen Van Quaquebeke und Giessner durch den Vergleich der jeweilige Körpergröße der Spieler bei allen 85.262 Fouls, die in den Bundesliga-Saison 2000/01 bis 2006/07 geahndet wurden. Zudem untersuchten sie die Entscheidungen bei allen 32.142 bestraften Fouls der UEFA Champions League im selben Zeitraum und bei den insgesamt 6.440 Foul-Entscheidungen der vergangenen drei Fußball-Weltmeisterschaften (1998, 2002 und 2006). (APA)