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MessagePad

Foto: AP

Nicht alles, was Apple anfasst wird zu Gold, auch wenn es seit der Wiederkehr "Seiner Steveheit" (Spitzname für den häufig messianisch auftretenden Steve Jobs) 1997 so scheint. Eines der ersten Produkte, das er Anfang 1998 unter dem Vorwand der Sanierung des schwer angeschlagenen Computerpioniers killte, war das "Newton MessagePad". Der Newton war das Lieblingsprojekt von John Sculley: Der Ex-Pepsi-Chef war 1983 von Jobs als CEO an Bord geholt worden, kurz darauf feuerte er den Apple-Mitgründer nach einem Machtkampf.

Großmutter des iPad

Der Newton ist quasi die glücklose Mutter aller Organizer, und die Großmutter des iPad: Es war der erste Handheld-Computer am Markt, der die Metapher des Notizblocks aufgriff, um Information anzuzeigen, und um sie mit einem Stift einzugeben. Es konnte Software laden (quasi Apps), und es hatte ein integriertes Modem um über Telefonleitungen auf Online-Datenbanken zuzugreifen.

Das ambitionierte Projekt wurde schließlich von Apple aus Sorge, dass es Mac-Verkäufe kannibalisieren könnte, abgespeckt, aus dem Newton wurde keine eigene Computerplattform, sondern ein "Personal Digital Assistant", ein Komplementärprodukt zum Mac.

Schlechte Handschrifterkennung

Aber wahrscheinlich war es die schlechte Handschriften-Erkennung, die das Gerät wegen seiner oft skurrilen Wortschöpfungen zum öffentlichen Gespött machte und letztlich Apple einen Imageschaden bescherte. Darin liegt vermutlich auch ein wesentlicher Grund, warum sich sowohl das iPhone als auch jetzt das iPad von einer Handschrifterkennung fern halten und stets nur eine Tastatur verwenden - obwohl es chinesische und japanische Programme mit Zeichenerkennungen für das iPhone gibt.

Auch die Zusatztastatur des iPad erinnert ein wenig an einen speziell für Schulen gemachten Abkömmling des Newton MessagePad, das "eMate 300": Dieses legte den Newton quer, ergänzte ihn um ein physisches Keyboard und packte das ganze in eine sehr robuste Plastikschale - eine Mischung zwischen dem allerersten iBook, das wie ein Handtascherl aussah, und der jetzigen iPad-Keyboard-Kombination für den Schreibtisch. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm, erkannte schon Sir Isaac Newton. (spu/ DER STANDARD Printausgabe, 29. Jänner 2010)