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John Chilcot arbeitete am Butler-Bericht über den Irak-Krieg mit, der 2004 veröffentlicht wurde.

Foto: Reuters/Matt Dunham

London - Die Entscheidung zur Teilnahme am Irak-Krieg gehört zu den umstrittensten der britischen Regierung. Nun hat der 70-jährige Sir John Chilcot die Aufgabe, die Hintergründe des Einsatzes zu untersuchen. Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Irak-Krieg muss es dabei auch mit politischen Schwergewichten wie Ex-Premierminister Tony Blair aufnehmen. Kritiker halten den langjährigen Beamten nicht für den geeigneten Kandidaten. Der Vorwurf lautet, er stehe der Regierung und dem Establishment zu nahe.

Doch vor Beginn der Untersuchung hat Chilcot schon Standfestigkeit bewiesen: Er setzte sich gegen Premierminister Gordon Brown durch, der die Anhörung komplett hinter verschlossenen Türen stattfinden lassen wollte. Nun findet der größte Teil in der Öffentlichkeit statt. Auch widersprach Chilcot dem Premier, indem er einen Zwischenbericht nicht ausschließen wollte. Wenn dieser vor den Wahlen im Frühsommer 2010 herauskäme, wäre das für die Regierung ungünstig.

Staatssekretär für Nordirland

Chilcot diente vor seinem Rückzug als Beamter bis 1997 sieben Jahre lang als Staatssekretär für Nordirland. Zuvor arbeitete er unter anderem im Innenministerium. Erfahrung mit dem Irak-Einsatz machte er jedoch schon 2004, als er am sogenannten Butler-Bericht über den Irak-Krieg mitwirkte. Dieser deckte Pannen des Geheimdienstes vor dem Einmarsch in den Irak auf, ging mit der Regierung Blair jedoch eher sanft um - vielen auch zu sanft: "Es ist ist nicht offensichtlich, dass er (Chilcot) das Rückgrat dafür hat, einen Kampf mit ehemaligen Regierungsmitgliedern aufzunehmen", kritisierte der Anwalt Phillippe Sands vor Beginn der jetzigen Anhörung.

Chilcot, der Sprachwissenschaften in Cambridge studiert hatte, sitzt vier weiteren Ausschussmitgliedern vor, die sich bisher nicht durch laute Kritik am Irak-Krieg hervor getan haben. Im Gegenteil: Der ehemalige Diplomat Roderic Lyne, der in diesem Ausschuss sitzt, berät derzeit den britischen Ölriesen BP, der Geschäftsinteressen im Irak hat. (APA)