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Ein Magier: Dagur Sigurdsson.

Foto: APA/AP/Joensson

Wien - Dagur Sigurdsson, der Macher des kleinen rot-weiß-roten Handball-Wunders, lässt sich noch nicht in die Karten blicken, ob er auch nach dem neunten Platz bei der Heim-EM als Österreichs Teamchef arbeiten wird. "Das liegt nicht nur an mir", meinte der 36-Jährige angesichts seines Trainerjobs beim deutschen Bundesligisten Füchse Berlin.

Grundsätzlich gesprächsbereit

Bob Hanning, der Manager der Berliner, war am Donnerstagabend beim 31:30-Sieg der Österreicher über Russland in Wien und zeigte sich grundsätzlich gesprächsbereit. Allerdings merkte Hanning auch an, dass es zwischen ihm und Sigurdssons Berater eine Vereinbarung gibt, wonach der Isländer bis zum EM-Ende auch für Österreich arbeitet, sich danach allerdings nur mehr den Füchsen widmen soll. "Das war von beiden Seiten so gewollt", stellte Hanning klar.

"Aber wir sind alle vernünftige Menschen und können diskutieren, wenn es neue Rahmenbedingungen gibt. Ich bin keiner, der einer Diskussion ausweicht, aber ich habe natürlich auch meine Interessen zu vertreten", meinte Hanning. Die Entscheidung, die in der kommenden Woche getroffen werden soll, wird zwischen Sigurdsson, Hanning und ÖHB-Generalsekretär Martin Hausleitner ausdiskutiert werden.

ÖHB-Teamspieler in Deutschland

Ein Vorteil im Vertragspoker für Österreich könnte sein, dass Sigurdsson als Trainer in Deutschland eine Vielzahl der ÖHB-Teamspieler - wie etwa Viktor Szilagyi, Nikola Marinovic, Konrad Wilczynski oder Robert Weber - um sich hat und deshalb nicht viel reisen muss, um seine Akteure beobachten zu können.

Gereist ist Sigurdsson bereits wieder am frühen Morgen nach dem Turnierende für Österreich. Der Isländer flog nach Berlin und leitete dort am Freitagabend das Füchse-Training. Davor zog Sigurdsson jedoch in einem ruhigen Moment nach der Russland-Partie eine EM-Bilanz: "Ich bin überwältigt, das Ganze ist für mich noch nicht begreifbar. Wir haben gegen Russland und Serbien gewonnen, gegen Island unentschieden gespielt und in den drei verlorenen Spielen einen Riesenkampf abgeliefert."

"Sechs Spiele auf Topniveau"

Sigurdsson sprach völlig zu recht von "sechs Spielen auf Topniveau, das muss man erst einmal machen, das kriegen sehr oft nicht einmal die Topnationen hin". Auf die Frage, ob die Mannschaft seine ohnehin bereits hohen Erwartungen von vor der EM sogar übertroffen habe, meinte der langjährige Bregenz-Spielertrainer: "Ich hatte immer Vertrauen in die Jungs und in die Mannschaft. Aber man wusste nicht, wie es ist, wenn die das erste Mal bei so einem großen Turnier auf dem Platz stehen, wie sie mit dem Druck daheim fertig werden. Die Mannschaft hat all diese Aufgaben prima gelöst."

Sein eigenes Bleiben ist offen, auch wenn ihm der Job beim ÖHB riesigen Spaß macht bzw. gemacht hat. "Ich habe ein super Team um mich, dafür möchte ich mich bei allen bedanken. Alle haben zwei Jahre lang riesige Arbeit geleistet. Ich bin glücklich, dass ich dabei sein durfte. Das war ein richtiger Luxusjob." Sigurdsson hofft, dass unabhängig von ihm die erfolgreiche Mannschaft zusammenbleiben wird. Dann sei auch die Qualifikation für eines der nächsten Großereignisse (WM 2011 in Schweden, EM 2012 in Serbien) möglich.

"Routiniers sollten diesen Wagen weiterziehen"

"Für den einen oder anderen wäre das sicher ein guter Moment um aufzuhören, aber diese Spieler müssen zusammenbleiben und noch eins drauflegen. Es werden sicher Junge nachrücken, aber die Routiniers sollten diesen Wagen mit ihrer Erfahrung weiterziehen", so Sigurdsson, der damit vor allem Kapitän Viktor Szilagyi (31) und Patrick Fölser (33) meinte. Fölser, der bei der EM aus 19 Würfen 16 Tore machte (Wurfquote 84 Prozent), hat bereits bestätigt, dass er dem Team weiter zur Verfügung stehen wird.

Neben der sportlichen Nachhaltigkeit soll sich die EM auch positiv auf den gesamten Handballsport in Österreich auswirken. "Man sollte diesen Moment nutzen, um neue Leute und neue Sponsoren zu gewinnen und das gesamte Umfeld zu verbessern. Das fängt bei den österreichischen Vereinen an, die Unterstützung bekommen müssen, um junge Spieler aufzubauen", hoffte Sigurdsson, bevor er sich wieder in den Arbeitsalltag in Berlin stürzte. (APA)