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Wakefields Studie hatte zur Folge, dass die Impfungen drastisch sanken und Masernerkrankungen wieder zunahmen

Foto: AP/Frank Augstein

London - Der Arzt Andrew Wakefield, der als erster auf eine mögliche Verbindung zwischen der Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) und dem Auftreten von Autismus hingewiesen hat, handelte laut dem General Medical Council unethisch. Wakefields 1998 in The Lancet erschienene Studie führte dazu, dass die Impfungen drastisch sanken und die Masernerkrankungen wieder zunahmen. Die Ergebnisse der Studie wurden später diskreditiert. Die britische Ärztekammer hat jetzt entschieden, dass der Wissenschaftler unehrlich und unverantwortlich gehandelt hat. Wakefield selbst bezeichnete diese Anschuldigungen als unbegründet und ungerecht.

Das General Medical Council untersuchte nicht, ob die Forschungsergebnisse richtig oder falsch waren, sondern konzentrierte sich auf die Forschungsmethoden. Im Rahmen des zweieinhalb Jahre lang dauernden Verfahrens, eines der längsten in der Geschichte der Behörde, wurde Wakefield einer Reihe von Vergehen beschuldigt. Das Urteil kritisierte invasive Tests, wie Lumbalpunktionen, die an Kindern durchgeführt wurden und die im Widerspruch zu ihren klinischen Interessen standen.

Keine Qualifikation

Das Gremium erklärte, dass Wakefield, der damals als Gastroenterologe am Royal Free Hospital in London arbeitete, nicht über die ethische Berechtigung und auch nicht über die Qualifikation für derartige Tests verfügte. Auch die Art, wie der Wissenschaftler zu Blutproben kam, wird als sehr problematisch angesehen. Er zahlte Kindern auf der Geburtstagsfeier seines Sohnes je fünf Euro pro Probe.

Surendra Kumar, der Vorsitzende der Untersuchungskommission, betonte, dass Wakefield mögliches Leiden und Schmerzen der Kinder einfach nicht berücksichtigt habe. Der Forscher hätte auch bekannt geben müssen, dass er dafür bezahlt wurde, Anwälte zu beraten, die im Auftrag von Eltern handelten, die glaubten, dass ihre Kinder durch die Impfung geschädigt worden seien.

Bei zwei seiner ehemaligen Kollegen, John Walker-Smith und Simon Murch, wurde ebenfalls eine Verletzung der Richtlinien festgestellt. Beide waren an der Durchführung der Studie beteiligt. Der Vorsitzende wurde während der Präsentation der Untersuchungsergebnisse von Unterstützern des umstrittenen Wissenschaftlers angegriffen.

Wakefield enttäuscht

Der heute in Amerika lebende Wakefield erklärte, dass er von den Ergebnissen der Untersuchung extrem enttäuscht sei. Die gegen ihn und seine Kollegen erhobenen Anschuldigungen seien unbegründet und ungerecht. Er lade alle ein, den Inhalt dieses Verfahrens zu untersuchen und zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen. Die Ärztekammer muss jetzt entscheiden, ob es sich bei dem Verhalten der Wissenschaftler um einen ernstes standeswidriges Verhalten handelt und ob Sanktionen wie die Streichung aus dem Arztregister ergriffen werden sollten. Eine Entscheidung wird laut BBC erst in einigen Monaten zu erwarten sein. (pte)