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Ein Urwald wächst, wie es ihm passt.

Grafik: DER STANDARD

Bis zum frühen 18. Jahrhundert waren die Kernzonen des Wienerwaldes ein riesiges Urwaldgebiet, durch das nur wenige Pfade führten. Erst Kaiser Leopold I. (1657-1705) gab dem wirtschaftlichen Druck nach Holz - dem damals wichtigsten Energielieferanten - nach, verzichtete auf die Erhaltung des ausgedehnten Forstes als Hofjagd und gestattete die Holzbringung in großem Ausmaß. Damals begann auch der Ausbau einiger Flüsse - wie etwa der Schwechat - für die Holztrift, um die Großstadt Wien ausreichend versorgen zu können.

Seit der Wienerwald zum Biosphärenpark erklärt wurde, besteht auch die Absicht, einige Regionen zumindest teilweise in den ursprünglichen Zustand zurückzuverwandeln. Auf einigen Wanderrouten im Norden von Mauerbach trifft man nun Informationstafeln an, auf denen die Bundesforste verkünden, dass hier der Urwald von morgen entstehe.

Das bedeutet vorerst einmal, dass von Sturm geknickte Bäume nicht weggeräumt, sondern an Ort und Stelle belassen werden, denn das Totholz gibt, wie man aus der Erfahrung in den wenigen naturbelassenen Forsten Österreichs weiß, eine ideale Lebensgrundlage für Bakterien, Pilze und Insekten, fungiert aber auch als "Dünger" für Sträucher und Bäume, die nun „wild" aufwachsen sollen.

Der Wanderer von heute muss sich allerdings mit der Vorfreude auf die paradiesischen Zustände begnügen, denn das Projekt "Urwald von morgen" braucht lange bis zu seiner Verwirklichung; hundert Jahre mindestens, wenn nicht mehr. Immerhin, er ärgert sich nicht über herumliegende Baumstämme, sondern sieht das als Beginn einer höchst positiven Entwicklung an.

Auf die Vitalität des Waldes ist Verlass, das lässt sich auch in dieser Gegend beweisen. Das 1683 von den Osmanen gebrandschatzte Pitzelsdorf auf dem Gebiet des heutigen Pitzelsdorfer Waldes ist von der Natur völlig verschluckt.

Über der leichten Wienerwald-Wanderung liegt ein Hauch von Nostalgie, denn sie beginnt und endet in Mauerbach beim ehemaligen Kartäuserkloster, das 1313 von Friedrich dem Schönen gegründet und 1782 von Joseph II. aufgelassen wurde.

Die Route: Direkt beim Klostereingang beginnt die gelbe - Nummer 3 - und rote - Nummer 45 - Markierung, die in Richtung Steinbach führt. Nach einem längeren Anstieg folgt man den gelben Marken mit der Nummer 3 und gelangt am Hang des Mauerecks zur Schneiderwiese und zur Exelbergstraße. Diese quert man und erreicht nach rechts auf einer blauen Markierung das Landgasthaus Scheiblingstein. Gehzeit ab Mauerbach zwei Stunden.

Nun zurück zur Exelbergstraße. Man quert diese und hält sich gleich rechts in den Kellergraben, durch den der Pitzelsdorfer Bach fließt. Der Weg Nummer 4 mündet in den Weg Nummer 21, auf dem man wieder die Kartause Mauerbach erreicht. Gehzeit ab Scheiblingstein 1 1/2 Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/30.1.2010)