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"Superpraktikantin" Reez Wollner am Freitag während einer Sitzung des Nationalrats im Parlament.

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Die ÖVP-Marketingaktion "Superpraktikant" ist seit Freitag vorerst Geschichte - eine Wiederholung ist laut ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger, der erwartungsgemäß vom Erfolg der Polit-Castingshow überzeugt ist, aber "nicht ausgeschlossen". Wenig überraschend ist auch die 26-jährige Reez Wollner, die als "Superpraktikantin" eine Woche an der Seite von Vizekanzler ÖVP-Chef Josef Pröll verbracht hat, voll des Lobes: Sie habe "einiges" über Politik gelernt und will den Politikteil in der Zeitung im Gegensatz zu früher nun nicht mehr "überblättern", meinte sie.

"Nur im Schlaf getrennt"

Genauso wie sie von Pröll und seinem Team nie ein "ungutes Wort" gehört habe, verliert auch Medientechnikerin Wollner kein schlechtes Wort über die Polit-Castingshow: Unterschiedliche Termine, von der Angelobung der neuen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl über den Jägerball bis zum Bundesländertag in Salzburg, mit dem Vizekanzler erlebt zu haben, sei "sehr interessant" gewesen. Im Prinzip sei sie "überall dabei" und vom ÖVP-Chef quasi "nur im Schlaf getrennt" gewesen.

Dieser habe auf sie "umgänglich" und "nicht verstellt" gewirkt, erzählt die 26-Jährige. Sogar eine rosa Krawatte habe Pröll wie von ihr gewünscht getragen. Für private Gespräche sei aber nur "zwischendurch ein paar Minuten" Zeit geblieben, denn der Vizekanzler habe "ständig gearbeitet", sogar im Auto. Ihre Aufgabe sei es vor allem gewesen, den Tagesablauf auf der Internet-Plattform Facebook zu dokumentieren. Das Leben als Politiker sei "wirklich hart", so Wollner, der Arbeitstag habe bis zu 19 Stunden gedauert, und ihr sei gesagt worden, dass es sich noch um eine "ruhige Woche" gehandelt habe.

Kritik übte die "Superpraktikantin" lediglich an den Medien: Zwischen der Berichterstattung und der Realität gebe es nämlich durchaus einen "Unterschied", und sie habe erlebt, dass von der Regierung hinter den Kulissen sehr wohl "gut miteinander gearbeitet wird".

"Naturtalent"

Dass das alles nach einem erfolgreichen Briefing durch die Partei klingen könnte, weist Kaltenegger zurück: Wollner sei eben ein "Naturtalent" und könne deshalb auch ihre Eindrücke "authentisch" wiedergeben. Überhaupt zeigte sich der ÖVP-Generalsekretär, der auch in die Jury-Entscheidung eingebunden war, begeistert von der 26-Jährigen. Wollner sei "neugierig" und "pfiffig" und habe sich auch für politische Zusammenhänge interessiert, was der "beste Beweis" dafür sei, dass man das Ziel der Kampagne, nämlich Jugendlichen "Appetit auf Politik" zu machen, erreicht habe.

Die teils heftigen Debatten um die Aktion stören Kaltenegger nicht wirklich: Alle politischen Gruppen, "die uns kritisiert haben, mögen doch bitte herzeigen, was sie den Jugendlichen anbieten". Man sei auf die Jugendlichen zugegangen und diese hätten die Diskussion angenommen. Deshalb werde man nun "in Ruhe überlegen", ob man die Aktion wiederholen werde - dies sei jedenfalls "nicht ausgeschlossen".

Ausschließen kann man aus heutiger Sicht auch nicht, dass Wollner wieder einmal in der Öffentlichkeit auftreten wird: Das Praktikum habe ihr "neue Welten eröffnet", und sie könne sich durchaus vorstellen, einmal Politikerin zu werden, etwa Bundespräsidentin. Ob für die ÖVP, ist fraglich, denn auf eine Partei festlegen will sich die 26-Jährige offenbar noch nicht, absolvierte sie doch wie berichtet im Jahr 2007 ein Praktikum im SPÖ-geführten Verteidigungsministerium, und Mitglied der Volkspartei ist sie eigenen Angaben zufolge auch nach der Woche an Prölls Seite nicht. (APA)