London/Wien - Das Vertrauen der Anleger in Finanzprodukte und -dienstleister ist auf das tiefste Niveau seit 1975 gesunken. Der Financial Trust Index (FTI), ein Maßstab für das Vertrauen in das Finanzsystem ist von 30 Prozent im Jahr 2007 auf aktuell nur 5 Prozent zurückgegangen.

"Die Aversion gegen Risiken ist dramatisch gewachsen", erläuterte der italienische Wirtschaftsprofessor Luigi Guiso am Donnerstag bei einer Tagung in der Nähe von London. Der Index bedeute, dass momentan nur mehr fünf Prozent den Banken, Börsen, Fonds, aber auch den Vermittlern von Finanzdienstleistungen voll vertrauten. Als Folge werde in den nächsten Jahren die Nachfrage nach riskanteren Produkten gering, die nach wenig riskanten dagegen hoch sein, sagte Guiso voraus.

Produkte mit geringerem Risiko

Die Pioneer Investments Austria, deren zu UniCredit gehörende Muttergesellschaft die Anlegerkonferenz in London veranstaltet hat, hat bereits 2009 einen besonderen Appetit auf Produkt mit geringerem Risiko festgestellt. Besondere Nachfrage habe bei Kapitalgarantie und (relativ sicheren) Fonds für Unternehmensbonds geherrscht, sagte Unternehmenschef Werner Kretschmer in London.

Das Volumen des Corporate Trend Invest sei im vergangenen Jahr um 233 Prozent, der "Euro Corporate Bond" um 53 Prozent gestiegen. Beide Fonds haben laut Pioneer-Austria (insgesamt 19,6 Mrd. Euro Fondsvolumen) gut performt, der Großteil der Volumenssteigerungen liegt aber in zusätzlichen Zuflüssen. Besonders gut sind im vergangenen Jahr auch Garantiefonds gegangen, hieß es.

Generell sind Österreicher besonders konservativ, und "investieren in risikoärmere Produkte als osteuropäische", sagte Kretschmer, der konzernintern auch für zentraleuropäische Märkte zuständig ist. Kretschmer führt dies u.a. auf das höhere Durchschnittsalter der österreichischen Anleger zurück. Gerade in krisenhaften Zeiten komme es darauf an, möglichst nah am Kunden zu sein und punktgenau dessen Bedürfnisse zu treffen, sagte der Pioneer-Manager. (APA)