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Mainz-Trainer Tuchel hängt vor der Visite in der Münchner Allianz-Arena seinen Gedanken nach.

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Frankfurt -  Die Meisterschaftsanwärter in der Pflicht, die Nachzügler unter Druck: Das Fernduell um die Bundesliga-Spitze zwischen Bayer Leverkusen und Verfolger Bayern München wird fortgesetzt, doch großes Gefühlskino verspricht am 20. Spieltag die Abstiegs-Meisterschaft: Vier der letzten fünf Mannschaften spielen am Wochenende gegeneinander um die Punkte, die - wie der Insider weiß - quasi doppelt zählen.

Besondere Brisanz birgt am Samstag die Rückkehr von Nürnbergs Coach Dieter Hecking zu seinem alten Klub Hannover 96, Schlusslicht Hertha BSC Berlin empfängt den VfL Bochum und will den ersten Heimsieg nach knapp sechsmonatiger Durststrecke feiern.

Vor Pflichtaufgaben gegen Aufsteiger stehen indes am Sonntag Leverkusen (gegen den SC Freiburg) und am Samstag die zwei Punkte hinter den Rheinländern stehenden Bayern (gegen den FSV Mainz 05 und Andreas Ivanschitz). Franz Beckenbauer tippte jüngst seine Abschlusstabelle, in der die Bayern als neuer Meister sieben Punkte Vorsprung auf Bayer haben. Jupp Heynckes konterte gelassen: "So leicht sind wir da oben nicht wegzuholen."

Ganz andere Sorgen hat Hannover nach der Talfahrt mit nur einem Punkt aus den letzten sieben Spielen. Der neue Coach Mirko Slomka zog vor seinem ersten Heimspiel die Zügel an. "Wir müssen unsere Chancen eiskalt nutzen, sonst werde ich fuchsig", sagte Slomka. Mindestens genauso unter Druck steht der Tabellenvorletzte Nürnberg (fünf Niederlagen in sechs Spielen). Von einem Endspiel will Hecking aber trotz des Fünf-Punkte-Rückstands zum rettenden Ufer nichts wissen: "Natürlich ist die Partie sehr wichtig. Aber wir haben auch danach noch Spiele."

Auch die Berliner versuchen Gelassenheit zu verbreiten. "Selbst wenn wir gegen Bochum nicht gewinnen, ist noch nichts verloren", sagte Hertha-Kapitän Arne Friedrich. Auch im Fall einer Niederlage wollen die Berliner bis zum Ende der Wechselfrist am Montag keine Leistungsträger abgeben. Die Bochumer von Christian Fuchs befinden sich nach zuletzt zwei Auswärtssiegen im Aufwärtstrend.

Schlechte Münchner Erinnerungen

Wie bereits in der Woche zuvor können die Bayern mit einem Sieg über Mainz zumindest für eine Nacht die Tabellenspitze von Leverkusen übernehmen. An den Gegner hat Münchens Trainer Louis van Gaal allerdings keine gute Erinnerung. Das 1:2 im Hinspiel (ein Tor Ivanschitz) war die erste Niederlage unter seiner Regie. Van Gaal gesteht: "Das ärgert mich immer noch." Franck Ribery wird trotz überstandener Zehenverletzung höchstens als Joker auflaufen.Für den Mainzer Coach Thomas Tuchel ist sein Team auch aufgrund der Bayern-Serie von acht Pflichtspielsiegen in Folge krasser Außenseiter. "Wir können ja vielleicht den Mannschaftsbus vor unserem Tor parken", dachte Tuchel alternative Taktikvarianten an.

"Bayern hat jetzt zweimal vorgelegt, und wir haben beide Male zurückgeschlagen. Wir haben gezeigt, dass wir absolut gefestigt sind", meinte Leverkusens Toni Kroos vor dem Spiel gegen Freiburg. Tatsächlich präsentierte sich Bayer bisher bemerkenswert stabil. Als einziges Team ist man noch ungeschlagen, im Saisonfinale genießt im Saisonfinale sowohl gegen Bayern als auch gegen das drittplatzierte Schalke Heimrecht. Selbst Rückschläge wie der neuerliche Ausfall von Simon Rolfes lassen Trainer Heynckes kalt.

Magath lobt Bayer, Vranjes kritisiert Schaaf

Moralische Unterstützung erhält Bayer ausgerechnet von Felix Magath. Der Schalke-Trainer hält den großen Wurf der Werkself für möglich: "Unter Jupp traue ich Bayer den Titel zu", sagte Magath, der mit den Königsblauen am Samstagabend auf 1899 Hoffenheim trifft. Er selbst meidet das Wort Titel wie der Teufel das Weihwasser und warnt lieber vor dem Gegner: "Die TSG wird momentan unter Wert gehandelt. Hoffenheim wird um die vielleicht letzte Chance kämpfen, Anschluss nach oben zu finden."

In der Partie zwischen Eintracht Frankfurt (Korkmaz nicht erste Wahl) und dem 1. FC Köln am Samstag stehen gleich zwei Neuverpflichtungen im Blickpunkt: Halil Altintop bei den Gastgebern und Zoran Tosic bei den Gästen. Sebastian Prödl (mit Werder Bremen in Gladbach) hat ebenfalls nur einen Bankplatz sicher. Am Sonntag will dann noch Borussia Dortmund (beim VfB Stuttgart) als Mannschaft der Stunde Tuchfühlung zur Spitze behalten.

Bremen-Mittelfeldspieler Jurica Vranjes steht vor einem Wechsel zum türkischen Erstligisten Genclerbirgili und hat vor seinem Abschied aus der Hansestadt harsche Kritik an Trainer Thomas Schaaf geübt. "Sportlich gesehen ist Schaaf wohl der beste Trainer, den ich je hatte. Aber menschlich und psycholgisch gesehen war es eine Katastrophe. Die größte Enttäuschung meines Lebens", wird der Kroate übereinstimmend in Bremer Medien zitiert. (sid/red)