Auch seine Kinder im engeren Sinne erwiesen sich als gelehrige Gesellen. Aus dem Vaudeville- und Country- Blues entwickelte sich in den 20ern des vorigen Jahrhunderts der Urban Blues. Mit der einsetzenden Migrationsbewegung der Afro-amerikaner gen Norden wurde er in den Metropolen des Mittleren Westens geprägt. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebt dort selbst der Chicago-Blues seine Blütezeit, als härtere und elektrisch angereicherte Spielart dessen, was man ursprünglich im Mississippi-delta an Puristischem (Gitarre und Gesang) zu hören bekam. Musiker wie Muddy Waters waren tonangebend, die Blues Brothers kurvten als Hommage an diese Zeit im gleichnamigen Film durch die Windy City.

Die neunte Ausgabe des Welser Schlachthof-Bluesfestivals singt dieses Mal ein Loblied auf den Chicago Blues und ergänzt dabei das Spektrum um den BoogieWoogie - auch so ein Vorfahr, und zwar jener des Rock 'n' Roll. Solche Bandbreite bringen auch die auftretenden Künstler mit. Festivalinitiator Martin Pyrker, der mit Tochter Sabine und der Chamber Blues Academy konzertieren wird, hat die Soulsängerin Betty Semper als Hauptact gewinnen können. Die Begleitband der Wahlösterreicherin formen in Wels Joachim Palden, Tom Müller und Sabine Pyrker. Erstmals in Wels zu Gast ist der deutsche Blues-Pianist und -Sänger Christian Willisohn, für ein weiteres Solo am Klavier sorgt der in Boogie-Woogie und Jazz bewanderte Michael Pewny.

Und damit noch einmal der Bogen über alle musikalischen Stilrichtungen des Festivals gespannt sei, stellt sich die fünfköpfige Combo Hooked on Blues sowohl mit Chicago Blues als auch mit Boogie und Rock 'n' Roll ein. Alle Künstler treten an beiden Abenden mit demselben Programm auf. Wels darf Chicago werden! (wo, DER STANDARD/Printausgabe, 29./30.01.2010)