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Patrick Fölser hat bei der Heim-EM 19-mal aufs Tor geworfen und 16-mal getroffen. Bei 494 Toren in 177 Spielen für Österreich hält er, der „weitertun will, solange ich gebraucht werde".

Foto: EPA/GEORG HOCHMUTH

Standard: Fragt man nach einem Sportevent im Juni 2010, fällt vielen die Fußball-WM ein. Sie denken an etwas anderes?

Fölser: Klar, ans WM-Playoff, ans nächste Handball-Highlight. Es geht um die WM 2011 in Schweden, das wär natürlich ein Traum für uns, dort dabei zu sein. Wir haben jetzt das nötige Selbstvertrauen, wir wissen, dass wir uns qualifizieren können.

Standard: Am Sonntag erfolgt in der Stadthalle die Playoff-Auslosung. Der mögliche Gegner Österreichs: Griechenland, die Niederlande, Litauen, Portugal, Rumänien, die Schweiz, die Slowakei oder aber einer der EM-Teilnehmer Ungarn, Serbien und Ukraine.

Fölser: Jausengegner ist da keiner dabei. Aber auch gegen die EM-Teilnehmer hätten wir eine Chance. Wir werden jetzt noch zwei, drei Tage lang das Erreichte genießen, dann wird sicher schon mit den Planungen begonnen.

Standard: Wobei noch unklar ist, ob Dagur Sigurdsson weiterhin als Teamchef zur Verfügung steht.

Fölser: Wir Spieler hoffen stark darauf. Dagur hat einen historischen Erfolg bewirkt, wir vertrauen ihm blind. Aber es ist seine Entscheidung, er hat Familie, trainiert die Füchse Berlin. Man müsste es auch verstehen, wenn er absagt.

Standard: Sigurdsson ist am Freitagmorgen nach Berlin geflogen, um am selben Tag noch das Training der Füchse zu leiten.

Fölser: Das zeigt, welche Einstellung dieser Mann mitbringt, wie sehr er Handball lebt. Er hat uns auf alle Gegner bestens eingestellt. Wir hatten die taktischen Mittel in der Hand, jedes Spiel gewinnen zu können. Haben wir nicht gewonnen, lag's an vergebenen Chancen oder Fehlern in der Deckung.

Standard: Können Sie taktische Vorgaben erläutern, zum Beispiel anhand der Russland-Partie?

Fölser: Wir wussten, dass sie ihre Angriffe fast immer gleich aufziehen, konnten viele Kombinationen gleich im Ansatz unterbinden. Und ihren starken Kreisläufer haben wir nicht zu seiner gewohnten Geltung kommen lassen.

Standard: Wie hat die Spielanlage bei Ballbesitz ausgesehen?

Fölser: Wir waren auch auf ihre meist offensive 5-1-Deckung vorbereitet, hatten gewisse Spielzüge und Auftakthandlungen parat.

Standard: Da sind dann Sie als Kreisläufer besonders gefragt?

Fölser: Der Kreisläufer hat gegen jede Art von Deckung seine Aufgaben. Da geht's nicht nur ums Toreschießen, sondern vor allem darum, Platz zu schaffen, damit die Rückraumspieler werfen können. Es ist manchmal ein undankbarer Job und immer ein harter. Aber ich hab ihn mir ausgesucht.

Standard: Gibt's Anweisungen nur fürs Team, oder setzen Sie sich als Spieler vor einer Partie auch mit einzelnen Gegnern auseinander?

Fölser: Von den Betreuern sind uns vor jedem Spiel Videos zusammengeschnitten worden. Da kannst du dir dann einzelne Spieler wie den gegnerischen Goalie auf die Festplatte runterziehen und anschauen. Das haben wir manchmal bis zwei Uhr in der Nacht getan.

Standard: Nach der Kroatien-Partie haben sich Teamchef und Spieler heftig über die Referees beschwert. Zu heftig?

Fölser: Im Nachhinein sag ich, das hat sich im Turnierverlauf relativiert. In dem Spiel ist viel hochgekocht, auch bei Dagur, weil er gesehen hat, wir hatten gegen diese Weltklassenation eine Chance.

Standard: Wieso hatte Österreich gegen Dänemark und Norwegen mehr Probleme als gegen die Semifinalisten Island und Kroatien?

Fölser: Da entscheiden einzelne Faktoren, wir haben Chancen vergeben, ihre Goalies waren stark. Schlüsselerlebnis war der Punkt gegen Island. Unvergesslich für die Fans, wichtig für die Moral. Dieses X hat den Boom ausgelöst.

Standard: Wie kann der Boom genützt werden? Besteht die Gefahr, dass alles verpufft?

Fölser: Wir haben unseren Teil beigetragen, vielen Leuten Handball nähergebracht. Im Handballbund gibt's ein Konzept zwecks Nachhaltigkeit, er muss die richtigen Schritte setzen. Jetzt werden sich auch viele Kinder und Jugendliche für Handball begeistern und gern zum Training kommen. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 30.01.2009)