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Die gynaekologisch-medizinischen Ambulanz am Landeskrankenhaus in Salzburg.

Foto: AP - Wild & Team/Martin Schalk

Salzburg - Die Nominierung der Gynmed-Ambulanz, die in Salzburg seit 2005 Schwangerschaftsabbrüche durchführt, für den Salzburger Frauenpreis hat zu neuen, heftigen Debatten um die Fristenlösung geführt. Gynmed, deren Präsenz am LKH Salzburg erst nach dem Wahlsieg der SPÖ bei den Landtagswahlen 2004 möglich geworden war, ist eine von sechs für den Frauenpreis nominierten Einrichtungen. Neben der Abtreibungsambulanz sind auch noch das Frauenhaus Salzburg, das Frauengesundheitszentrum Isis, das Gewaltschutzzentrum, die Bildungseinrichtung Betrifft:frauen und das Lungauer Frauennetzwerk genannt.

Die nach der 1912 verstorbenen Salzburger Frauenrechtlerin Irma von Troll-Borostyani benannte Auszeichnung ist mit 3000 Euro dotiert. Sie wird am 8. März, dem internationalen Frauentag, überreicht. Die Nominierung von Kandidaten obliegt den mit SPÖ-Funktionärinnen besetzten Frauenbüros von Land und Stadt. Der Preisträger wird per Internet und Straßenbefragung ermittelt.

Dass die Ambulanz überhaupt auf der Liste möglicher Preisträger zu finden ist, empört vor allem ÖVP-Politiker und katholische Vereine: "Kein Orden für das Morden", heißt es bei der Katholischen Aktion: Es sei bedauerlich, "dass der Frauenpreis zum Gegenstand ideologischer und parteipolitischer Auseinandersetzungen wurde." Die Frauenbeauftragten von Stadt und Land hingegen, Romana Rotschopf und Dagmar Stranzinger, sehen die Gynmed als Errungenschaft: Es gebe endlich eine Einrichtung, die alle medizinischen Standards erfülle und psychologische Betreuung biete.

Eine differenziertere Sicht kommt von der Bürgerliste und den Grünen. Für die Sprecherin der Grünen Frauen in Salzburg, Gemeinderätin Barbara Sieberth, steht die "Fristenlösung völlig außer Streit". Es sei wichtig, dass die Gynmed in Salzburg tätig sei. Skeptisch hingegen ist man, was die Nominierung der Gynmed angeht.

Im Unterschied zu den anderen vorgeschlagenen Einrichtungen sei die Gynmed eine private Firma und kein Teil "emanzipatorischer Frauenpolitik", wie das in den Ausschreibungskriterien für den Troll-Borostyani-Preis formuliert wäre, meint Sieberth im Standard-Gespräch. Sie spricht sich dafür aus, dass das Frauengesundheitszentrum Isis den Preis erhält. (Thomas Neuhold, DER STANDARD/Printausgabe 30.1./31.1.2010)