Bild nicht mehr verfügbar.

Trotz vieler Initiativen, vom Töchtertag bis zu den femtech-Programmen, interessierten sich nicht deutlich mehr Mädchen für HTL, technische Lehrberufe oder ein einschlägiges Studium.

Foto: APA

Nach "pauschaler Vollbremsung" zu Beginn des Vorjahres sei ein halbes Jahr "Fastenzeit" gefolgt, nun werde geschaut, wo selektiv zu investieren sei, beschreibt Daniel Marwan, Inhaber der auf IT spezialisierten Personalberatung ePunkt, die konjunkturelle Lage. Die Outsourcing-Unternehmen in der Runde haben von den Sparprogrammen der Unternehmen profitiert, Mobilfunker haben ihre eigene preisschlachtgetriebene Konjunktur, radikale Abbauwellen in der IT (wie etwa 2001) sind nicht zu vermelden.

Was KundInnenanfragen nun durchgängig kennzeichne, sagt Marwan, sei die Suche nach Technikerinnen für männerdominierte Teams, etwa in der Softwareentwicklung. Dass gemischte Teams zu andern Lösungen kommen und Diversität Profit bringt, scheint angekommen zu sein - auch was das Alter betrifft, zumindest im IT-Consulting. Iris Brachmaier, Personalchefin beim Berater CSC, hat etwa jüngst einen 60-jährigen Berater eingestellt.

Nur - zum Thema Technikerinnen kann Marwan den Firmen kaum behilflich sein: "Es gibt diese Frauen einfach nicht."

Trotz vieler Initiativen, vom Töchtertag bis zu den femtech-Programmen, interessierten sich nicht deutlich mehr Mädchen für HTL, technische Lehrberufe oder ein einschlägiges Studium. "Allein im Kammerl schweigend mit vielen Geräten - das ist leider noch immer das Bild", beklagt Philipp Huber, Personalchef der T-Systems - nimmt aber gleichzeitig Unternehmen der Branche auch kommunikatorisch stark in die Pflicht. Aber: Auch wenn man mit Schulen kooperiere (was fast alle Marktteilnehmer tun), bewege sich nur ganz wenig. "IT heißt heute", sagt Christian Göttinger, Leiter des Human Resource Expertise Center bei der Mobilkom Austria, zur Berufsrealität, "Kommunikation mit verschiedensten Kundengruppen, IT heißt heute Übersetzung und Problemlösung. Das sind so gut wie immer erfolgskritische Positionen."

Gabriele Schwarzer, Leiterin des Personalwesens bei Rehau für Südosteuropa, sieht in dieser Region zwar zunehmend Frauen im leergefegten Technikermarkt vorrücken, steht aber insgesamt wohl auch vor der Situation, dass frischgebackene AbsolventInnen technischer Studienrichtungen eher in die Beratung als in die Industrie wollen. Dass ein krasser Mangel an SpezialistInnen für die verschiedensten Bereiche bestehe, sagt die gesamte Runde, ebenso aber, dass die Krise eine Menge an Initiativbewerbungen gebracht habe - überwiegend aber nicht die gesuchten Qualifikationen. Die Jobprofile würden in der Komplexität der Branche auch enger, so der Tenor, SpezialistInnen seien derzeit zum Wechseln kaum zu bewegen. "Obwohl", sagt Sylvia Kosek, Personalentwicklerin des IT-Dienstleisters Raiffeisen Informatik, sie sehe dramatisch wenig Bewerbungen von Frauen, "da stellt sich die Frage nach der Qualifikation noch gar nicht". Das betreffe, so die Runde, auch Vertriebspositionen, die doch Frauen mit ihrer zeitlich flexibleren Jobgestaltungsmöglichkeit anlocken sollten. "Aber da klebt offenbar noch das falsche Keiler-Image drauf", so Schwarzer.

Dass in Führungspositionen Commitment je nach Kundenbedürfnis gefragt sei und es mit der Balance zum Privatleben schwer werde, streicht sie ungeschminkt heraus. Aber: Auch "Ungebundene" seien kaum mobil, beklagt sie. Bis auf Philipp Huber haben alle dasselbe Problem mit der geografischen Immobilität. Er sieht Notwendigkeiten organisationaler Anpassungen, Notwendigkeit, virtuelle Arbeitsplätze adäquater zu entwickeln. Flexibilisierung, sind er und Göttinger überzeugt, komme sicher durch die Generation der "digital natives" in die Arbeitsgefüge - diese Generation verflüssige die altbekannten Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit. Radikale Lösungen für mehr Frauen in der IT hat kein Unternehmen, aber alle suchen ständig nach Wegen. T-Systems etwa ab Herbst mit einem Praktikantinnen-Programm. (kbau, DER STANDARD/Printausgabe 30.1./31.1.2010)