Der Durchgang ist Anfang dieses Jahres eröffnet worden

Foto: DER STANDARD/David

"Wutanfall! Täglich", schnaubt die Frau. Denn täglich durchquert sie den Westbahnhof auf dem Weg zur U6. Tagtäglich leidet sie mit den ankommenden und abfahrwilligen Reisenden mit, die sich durch den neuen Durchgang fluchen. Der ist Anfang dieses Jahres eröffnet worden und ist von den ÖBB aussendungsmäßig als "Meilenstein beim Umbau des Westbahnhofs" gepriesen worden.

Aber diesen "Meilenstein", den die ÖBB ihren Kunden da in den Weg gebaut haben, gilt es erst einmal zu überwinden. Dieser Schlurf im weiß angestrichenen Bretterverhau ist für jene, die von den Zügen kommen, nun der logische Abgang zur U6. Geradewegs vom Bahnsteig kommend, folgen die Massen dem Hinweisschild, geraten in den Durchgang - und stehen dann vor dem Abgang. Mit zwei Treppen. Noch mühseliger trifft's jene, die vom Europaplatz kommend zu den Zügen eilen: Keuchend und schnaufend schleppen sie Sisyphus-gleich ihr Gepäck die mehr als 20 Stufen rauf.

Gewiss, es gäbe da noch den Seiteneingang zur äußeren Mariahilfer Straße hin. Auf diesem Weg gibt's im provisorischen Bahnhofsgebäude sogar Rolltreppen (sofern die in Betrieb sind) - aber kaum sind sie draußen, erwarten sie - schon wieder Stufen. Hier ein paar halbes Dutzend nur, aber immerhin.

Und dann gäbe es noch den Hinterausgang zur Langauergasse, wo die Beladenen zwei Lifte zur U3 hinab nützen könnten. Aber erstens gilt es den einmal zu finden - und zweitens sind zwei Lifte für ganze Zugladungen als Angebot auch nicht gerade ein Meilenstein des Transportwesens.

Die mitleidende Frau schnaubt noch einmal: "So eine Verarschung."(Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 30./31. Jänner 2010)