Man kann zu Apple-Chef Steve Jobs stehen, wie man will. Unbestreitbar ist jedoch, dass er in über drei Jahrzehnten IT- und Kommunikationstechnologie und so unseren Alltag stärker beeinflusste als irgendwer sonst, mit Ausnahme von Bill Gates. Von Maus und Symbolen zur Computerbedienung, Musik per iPod und iTunes, computeranimierten statt gezeichneten Trickfilmen bis iPhone: Seine Fingerabdrücke sind unübersehbar.
Kein Erfinder
Dabei hat Jobs eine Rolle gespielt, die ihm manche übelnehmen: Er ist kein Erfinder - praktisch alle Dinge, die ihm zugeschrieben werden, haben andere erfunden. Nein, Jobs ist ein Impresario: Er hat ein untrügliches Gespür dafür, wann was reif für die Massen ist, und setzt dabei seine radikalen Vorstellungen diktatorisch durch. Keine Kühlung im ersten Mac? Kein Problem, sollen sich User einen Kartonkamin zur Hitzeabfuhr basteln. Ein Handy ohne MMS? Unnötig - und ein Jahr später stillschweigend eingefügt.
Wegweisend?
Jetzt soll das iPad die Art verändern, wie wir Medien konsumieren. Die Onlinekanäle, zuvor mit Gerüchten übervoll, füllen sich jetzt mit "Dingen, die dem iPad das Genick brechen werden". Kühne Prophezeiungen, bevor das Ding überhaupt auf dem Markt ist - auch dem iPhone wurden scheinbare Mängel vorgehalten. Im vergangenen Quartal wurden fast neun Millionen davon verkauft, und Apple macht mehr als die Hälfte aller Profite im Handymarkt. Warten wir ab, ob das iPad bahnbrechend ist oder nur ein Gadget mehr.
(Helmut Spudich, DER STANDARD/Printausgabe, 30.1.2010)