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Mutharika, hier während einer Rede bei den Vereinten Nationen im September 2009, übernahm zu Beginn des Gipfels der Afrikanischen Union die Präsidentschaft des Staatenbundes von Muammar al-Gaddafi.

Foto: Reuters/Ray Stubblebine

AddisAbeba/Wien - Muammar Gaddafi wäre gerne Vorsitzender der Afrikanischen Union geblieben. In dieser Funktion hatte der libysche Herrscher im vergangenen Jahr versucht, sich als Einiger des Kontinents zu inszenieren. Auch am Sonntag, zum Auftakt des dreitägigen AU-Gipfeltreffens in Addis Abeba, beschwor er seine Kollegen: "Die EU wird zu einem Land, und wir erkennen es nicht. Wir müssen uns vereinigen, um vereint zu sein. Lasst uns heute vereint sein!"

Doch die afrikanischen Führer hielten sich an die Regelung, dass der Vorsitz jährlich rotiert: Sie wählten den Präsidenten Malawis, Bingu wa Mutharika, zum neuen AU-Präsidenten. Er löst nun Gaddafi, den selbsterklärten "König der Könige" , an der Spitze der Organisation ab, die im kommenden Jahr vor großen Herausforderungen steht. Und so geht es auch beim Gipfel keineswegs nur um das offizielle Schwerpunktthema: "Informations- und Kommunikationstechnologien in Afrika".

Appell des Uno-Chefs

Im Sudan gilt es, eine neue Krise zu verhindern. Der Südsudan soll in einem Jahr über die Unabhängigkeit abstimmen. Derzeit sieht alles danach aus, als ob sich der Süden für die Trennung von Khartum entscheidet. Doch die Spannungen zwischen den Stämmen sind so groß, dass Beobachter einen neuen Krieg befürchten. UN-Chef Ban Ki-moon hat an die AU-Mitglieder appelliert, "den Frieden zu erhalten und die Einheit attraktiv zu machen".

Im April finden im Sudan zudem Parlaments- und Präsidentenwahlen statt. Der vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag per Haftbefehl gesuchte Amtsinhaber Omar al-Bashir tritt erneut an. Unter den afrikanischen Ländern - 30 sind ICC-Mitglieder - herrscht Uneinigkeit, wie mit Bashir umzugehen ist.

Ein weiteres Thema: Die Lage in Somalia, wo sich 5000 AU-Soldaten darum bemühen, den Vormarsch der Islamisten zu stoppen. Die Uno hat es bisher abgelehnt, Blauhelme zu schicken - trotz wiederholter AU-Forderungen.

Am Wochenende wurden zudem neue Mitglieder für den Friedens- und Sicherheitsrat bestimmt. Das Gremium soll Konflikte zwischen Mitgliedern lösen und sich um politische Krisen kümmern. Neben Kenia, Burundi und Äquatorialguinea wurde auch Simbabwe gewählt. (red, DER STANDARD, Printausgabe 1.2.2010)