Der langjährige Wien-Korrespondent der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ), Rudolf Stamm, ist am vergangenen Dienstag im Alter von 72 Jahren gestorben. Stamm hatte 14 Jahre lang von Wien aus über Österreich und die Länder im Osten und Südosten Europas berichtet.
Ein Jahr vor der politischen Wende wechselte der, so die NZZ, "zur publizistischen Instanz für Osteuropa gewordene Korrespondent" im Herbst 1988 von der Donau an den Tiber, "wo er während elf Jahren die bis nach Italien schwappenden Wellen der politischen Neuordnung Europas beschrieb".
"Der Korrespondent aus der Schweiz, lebenslang ein bekennender Winterthurer, verschaffte sich an der Donau Einblick in die politischen Entscheidungsabläufe von Wien über Belgrad bis nach Bukarest. Er suchte sich seine Kontaktleute im Osten nicht wegen deren Nähe zur Macht. Im Gegenteil: Prominente Dissidenten und unbekannte Regimegegner zwischen Warschau, Prag und Belgrad lieferten dem Besucher trotz schwierigsten Umständen unter den kommunistischen Diktaturen im persönlichen Gespräch jenen inhaltlichen Rohstoff, der die Osteuropa-Berichterstattung der siebziger und 80er Jahre zu einem Markenzeichen dieser Zeitung machte", würdigte die NZZ die journalistische Tätigkeit Stamms.
Stamm, der auch Korrespondent des Blattes in Washington während der Anschläge vom 11. September 2001 war und 2002 in seine italienische Wahlheimat zurückkehrte, starb nach einem großen chirurgischen Eingriff während der Rehabilitation in der Schweiz. (APA)