National und globalisiert zugleich: der "McItaly".

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Ausgerechnet in der McDonald's-Filiale am Fuße der Spanischen Treppe in Rom, vor der vor zwanzig Jahren aus einem Protest gegen die US-Fastfood-Kette die Slow- Food-Bewegung entstand, präsentierte Italiens Landwirtschaftsminister Luca Zaia (Lega Nord) vergangene Woche eine neue Burger-Linie: den "McItaly" .

Unter des Ministers offizieller Schirmherrschaft arbeitet McDonald's ab sofort vermehrt mit italienischen Ingredienzien - und zwar nicht irgendwelchen. Zwischen Fleisch- und Brotlaberln - von zwar italienischer, sonst aber nicht näher definierter Herkunft - wird man von nun an auch solche Produkte finden, die in Italien als nationales Kulturgut gelten: kaltgepresstes Olivenöl ebenso wie original Parmigiano Reggiano und römische Artischocken bis hin zu Südtiroler Schinkenspeck.

"Den McItaly erwartet eine große Zukunft. Er wird uns helfen, die Identität der exzellenten italienischen Landwirtschaft zu globalisieren" , sagte Minister Zaia. "Schon das Wort ‚globalisieren‘ verheißt nichts Gutes" , entgegnete Carlo Petrini, Gründer und Präsident von Slow Food, einer Organisation, die genussvolles, bewusstes und regionales Essen propagiert. "Globalisierung bedeutet Gleichmacherei - und die entspricht weder der kulinarischen noch der landwirtschaftlichen Identität Italiens."

"Die Zusammenarbeit mit McDonald's wird es den Bauern erlauben, tausende Tonnen unserer Produkte im Gegenwert von 3,5 Milliarden Euro monatlich umzusetzen" , erklärt hingegen der Minister. "Den Bauern und uns geht es darum, welchen Preis McDonald's für die Produkte bezahlt. Erst wenn man das weiß, kann man beginnen, über den Wert der Aktion nachzudenken. Einstweilen hoffen wir, dass man nicht nur darauf abzielt, ‚Italien‘ als Marke zu instrumentalisieren und die Bauern auszunützen."

Ausländische Imbisslokale sind der radikal-populistischen Lega Nord schon länger ein Dorn im Auge. Während aber die Lega einerseits Kebab-Buden in Stadtzentren verbieten will, hat man sich beim amerikanischen Burger-Riesen für eine Strategie nach dem Motto "If you can't beat them, join them" entschieden.

Möglich ist natürlich auch, dass die Aktion dazu dient, das Image der italienischen Landwirtschaft aufzupolieren. Diese geriet zuletzt in Verruf, als vielen Italienern bei Ausschreitungen zwischen illegalen, zu Sklavenlöhnen angeheuerten afrikanischen Feldarbeitern und der Bevölkerung des Ortes Rosarno bewusst wurde, unter welchen Bedingungen ihr billiges Gemüse erzeugt wird. (Georg Desrues aus Turin, DER STANDARD, Printausgabe 1.2.2010)