1988: Kombinierer Klaus Sulzenbacher läuft im Einzelbewerb der Winterspiele in Calgary zur Silbermedaille.

Foto: Votava, privat

Innsbruck/Wien - "Das stimmt schon, als Einzelsportler hätte ich den Bewerb überlegen gewonnen. Und als ich später vom Panathlon Club Innsbruck einen Pokal bekommen habe, hieß es in der Laudatio sinngemäß: Die Wahl fiel auf Klaus, weil er für die Mannschaft seine ganzen Kräfte gab und damit seine Goldene im Einzel aufs Spiel setzte. Ich hab das aber nicht so empfunden." Panathlon, eine internationale Vereinigung, fördert Ethik, Solidarität und Fairplay im Sport.

Es war im Februar 1988 bei den Winterspielen in Calgary. Klaus Sulzenbacher, quasi der Erfinder der Nordischen Kombination in Österreich, kam als Weltcupführender und also Favorit nach Kanada. "Wir sind sehr früh gekommen, fast am Anfang der Spiele, und waren erst am Schluss an der Reihe. Da gab es oft Gelegenheit, zur Medals Plaza in Calgary zu gehen, um sich die Siegerehrungen anzuschauen. Das war sehr motivierend. Da will ich auch stehen, hab ich mir gedacht."

Sulzenbacher sollte gleich zweimal die Medals Plaza schmücken, zunächst mit seinen Teamkollegen Hansjörg Aschenwald und Günter Csar, als ihnen die Bronzenen umgehängt wurden. "Das hat mir sehr viel bedeutet. Es ist großer Druck abgefallen." Und fünf Tage später, am Schlusstag, dem 28. Februar, als er im Einzel mit Silber belohnt wurde.

"Es ist ja schon 22 Jahre her" , sagt Sulzenbacher, "aber gewisse Erinnerungen bleiben." Auch die, als ihn, den Führenden im Einzel nach dem Springen, der Schweizer Hippolyt Kempf in der Loipe überholte. "Einer der Sprünge war nicht so optimal, der Vorsprung war nicht groß genug." Und da heftiger Wind das Springen zunächst verblasen hatte, fand die Kombi nicht wie ursprünglich geplant an zwei Tagen, sondern nur an einem statt. "Der Stress war groß. Wir sind mit dem Bus 120 Kilometer von der Schanze zur Loipe gefahren. Die Schweizer sind mit dem Hubschrauber geflogen. Die hatten auch schon einen Servicemann mit. Wir mussten unsere Skier selber wachseln auf gut Glück. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen."

Die Erinnerungen sind auch aufgefrischt worden nach der Landung in der Heimat. "Der Bewerb fand ja bei uns in der Primetime im Fernsehen statt. Viele Leute haben mich darauf angesprochen."

Gut in Erinnerung geblieben sind Sulzenbacher auch Begegnungen im Olympischen Dorf. So jene im Stockwerk unter dem Speisesaal, wo sich die Spielautomaten befanden, mit denen sich Jamaikaner häufig beschäftigten. "Was macht ihr denn hier, hab ich gefragt. Ich hab auf Langläufer getippt, sie erzählten mir, dass sie Bobfahrer sind. Die waren lustig. Ich hab mir dann auch den Film Cool Runnings angeschaut und ihn mit anderen Augen gesehen."

Klaus Sulzenbacher, der schon bei den Spielen 1984 in Sarajewo dabei und als Solist Neunter war, gewann in Albertville '92 noch zwei olympische Bronzemedaillen im Einzel und mit dem Team, zweimal nahm er sich den Gesamtweltcup. Reich werden konnte man damit nicht. "Es gab schöne Pokale, geschnitzte Mandln, und im Schwarzwald hab ich einmal eine Kuckucksuhr bekommen."

Und wie kam's dazu, dass just ein Kitzbüheler, aufgewachsen am Fuß der Streif, zum Nordischen wurde? "Ich bin nie warm geworden mit dem Rennfahren. Wahrscheinlich war ich nicht gut genug." Zudem wurde damals, in Sulzenbachers Schulzeit, die alte Sprungschanze in Kitzbühel reaktiviert. "Ich war stolz, Springer zu sein unter vielen Alpinen." Sulzenbacher hörte von seinem ersten Trainer: "Ein richtiger Nordischer tut kombinieren." Er besuchte das Skigymnasium Stams, dem er später auch als Trainer diente. Heute betreibt Physiotherapeut Sulzenbacher, der am Mittwoch 45 wird, zwei Töchter hat (neun und sechs Jahre), eine Praxis in Rum bei Innsbruck. Wo die Medaillen sind? "Zwei sind daheim, zwei in der Praxis. Dort sieht sie wenigstens jemand. Ist ja interessant für die Patienten." (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 1. Februar 2010)