Grafik: Standard

Linz - Die Mehrheit der ÖsterreicherInnen hält ihr Land für kinderfreundlich. Dass man manchmal den Eindruck hat, dass sich die Bevölkerung mehr um das Wohl von Hund und Katz als um das von Kind und Kegel schert, wird in einer Umfrage des Linzer Market-Instituts in den Bereich der Minderheitsmeinungen gerückt.

Tatsächlich gibt es nur zwei Gruppen, bei denen eine Mehrheit den Eindruck hat, dass Kinder ihretwegen zurückstecken müssten, nämlich VIPs und Promis sowie Touristen (siehe Grafik links). Die in der Vorwoche durchgeführte Umfrage zeigt, dass nur 21 Prozent meinen, dass Tiere besser als Kinder behandelt würden. Auch bei Pensionisten sagt eine große Mehrheit, sie würden gleich gut (47 Prozent) oder schlechter (29 Prozent) behandelt.

Besonders von Homosexuellen und von ZuwanderInnen nimmt man an, dass sie schlechter behandelt werden als Kinder.

Zur Kinderfreundlichkeit gehört auch ein finanzieller Aspekt. Der Standard ließ fragen, wie es um die Familienförderung bestellt sei. Darauf sagen 54 Prozent, dass die Familienförderung heute besser sei als vor zehn Jahren, nur jeder fünfte Befragte nimmt Verschlechterungen wahr. Dieses Muster zieht sich quer durch alle Parteianhängerschaften mit der markanten Ausnahme von FPÖ- und BZÖ-Anhängern. Allerdings: Befragte mit kleinen Kindern geben den Familienleistungen eher schlechtere Noten.

Ein Merkmal der Kinder- und Familienfreundlichkeit ist auch, ob Familie und Beruf für Mütter vereinbar sind. Die Frage lautete: "Ist es für Frauen, die Kinder haben, in den letzten 10 Jahren einfacher oder schwieriger geworden, gleichzeitig Karriere zu machen oder hat sich diesbezüglich nichts geändert?" Darauf sagen 33 Prozent, dass es schwieriger geworden wäre, 25 Prozent sehen keine Veränderung und 40 Prozent eine Verbesserung.

SPÖ-Wähler optimistischer

"Interessanterweise gibt es bei dieser Frage kaum Unterschiede nach dem Geschlecht" , sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer. Wohl aber zeige sich, dass ältere Befragte überwiegend Erleichterungen und jüngere Befragte eine eher verschärfte Situation berufstätiger Frauen wahrnehmen.

Hier kommen auch ideologische Bindungen zum Tragen: Bekennende SPÖ-WählerInnen meinen tendenziell, dass es für Frauen einfacher geworden sei, auch unter den politisch Indifferenten herrscht diese Sichtweise vor. Die AnhängerInnen anderer Parteien sehen hingegen überwiegend Verschlechterungen für Mütter mit Karriereplänen. (Conrad Seidl/DER STANDARD, 01.02.2010)