Berlin - An Deutschlands Hochschulen sollen an eigens dafür eingerichteten Instituten islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet werden. Der Wissenschaftsrat empfahl Bund und Ländern die Einrichtung von zwei bis drei Instituten mit dem Fach "Islamische Studien", wie am Samstag bekannt wurde. Die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) begrüßte den Vorstoß "ausdrücklich".

Bisher seien "Islamische Studien" an deutschen Hochschulen nicht etabliert, was der Bedeutung der größten nichtchristlichen Glaubensgemeinschaft in Deutschland nicht gerecht werde, erklärte der Wissenschaftsrat. Er berät die Bundesregierung und die Landesregierungen in Fragen der Hochschulen und der Wissenschaft. An den neuen Instituten sollen neben Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht auch islamische Religionsgelehrte, Fachpersonal für Sozial- und Gemeindearbeit sowie der wissenschaftliche Nachwuchs für "Islamische Studien" ausgebildet werden.

2000 Religionslehrer benötigt

In Deutschland werden in den kommenden Jahren zahlreiche islamische Religionslehrer gebraucht. Laut Wissenschaftsrat werden an deutschen Schulen derzeit schätzungsweise 700.000 muslimische Schüler unterrichtet. Im Fall einer flächendeckenden Einführung des islamischen Religionsunterrichts, die als wahrscheinlich gilt, werden demnach rund 2.000 Fachkräfte benötigt. An den Universitäten sollen aber auch Imame ausgebildet werden. Diese für das Freitagsgebet Zuständigen kommen bisher größtenteils aus dem Ausland.

Zur Einbindung der Muslime sollen nach den Vorstellungen des Wissenschaftsrats an den entsprechenden Hochschulen theologische Beiräte eingerichtet werden, die unter anderem an der Berufung von Professoren beteiligt werden. Über deren wissenschaftliche und pädagogische Qualifikation darf der Beirat demnach aber nicht entscheiden. Der Beirat solle nur prüfen, ob gegen Bewerber "aus religiösen Gründen" Einwände bestehen. Dadurch solle sichergestellt werden, dass die an den Hochschulen gelehrten "Islamischen Studien" auch von Studierenden, Eltern und den muslimischen Gemeinschaften anerkannt würden. In dem Rat sollen muslimische Verbände, Religionsgelehrte sowie "muslimische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" vertreten sein.

Schavan unterstützt Empfehlung

Bildungsministerin Schavan stellte sich hinter die Empfehlungen des Wissenschaftsrates. Sie werde interessierte Universitäten bei der Umsetzung unterstützen, sagte die Ministerin der "Welt am Sonntag". Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit islamischem Glauben sei hoch und nehme weiter zu. Deshalb sei die Ausbildung von islamischen Religionslehrern und von Islam-Wissenschaftlern wichtig. Dies gehöre für sie zu einer überzeugenden Integrationspolitik in modernen Gesellschaften.

Der erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, begrüßte den Vorschlag ebenfalls. Es sei nicht gut für die Integration, wenn Imame nur aus dem Ausland kämen, erklärte Beck. Sie kennten das Land und die Probleme der Muslime in Deutschland nicht und könnten als Geistliche so ihrer Gemeinde nicht ausreichend Orientierung geben. (APA)