ATV-Chef Ludwig Bauer fordert im neuen ORF-Gesetz einen klar umrissenen öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF, dessen Einhaltung auch von der neuen unabhängigen Medienbehörde kontrolliert werden solle. Nachdem der öffentlichen-rechtlichen Anstalt 160 Millionen Euro Gebührenrefundierung in Aussicht gestellt wurden, verlangt Bauer außerdem eine deutlich höhere Medienförderung für private Radio- und Fernsehstationen.

Der ATV-Chef ortet zehn Jahre nach dem Start seines Senders "nach wie vor eine ganz dominierende Unterstützung der österreichischen Politik für den ORF": "Von all den großen immer auch von der Politik reklamierten Strukturänderungen und Sparmaßnahmen ist über die reine Ankündigung hinaus noch nicht so viel zu sehen", formulierte es Bauer. Er sieht die Vorgaben der EU noch nicht umgesetzt, die ja für das ORF-Gesetz eine klare Definition und Überwachung des öffentlich-rechtlichen Auftrages fordere.

Ein Ärgernis stellt für ihn die Diskussion um die Aufhebung der Werbezeitbegrenzung im ORF-Bundesländer-TV dar. "Da muss man kein Prophet sein, dass man erkennt: Das ist für die rein werbefinanzierten privaten Marktteilnehmer sehr schädlich", kritisierte Bauer. Auch die politische Genese des ORF-Gesetzes stößt bei ihm auf wenig Gegenliebe: "Für uns ist es einfach ein Unding, dass man plötzlich am Vorabend eines Ministerrates einen Vorstoß diskutiert, jetzt auch regionale Werbung im ORF wieder zuzulassen, nachdem das ORF-Gesetz vier Wochen lang in Begutachtung war und über 60 Institutionen sich dazu geäußert haben." Dagegen verwehre man sich stark, "weil es ja die Veranstalter von privatem Rundfunk plötzlich mit ganz neuen Regelungen konfrontiert, die bei Eintritt in den Markt seinerzeit so nicht absehbar waren".

Bauer für deutliche Aufstockung der Medienförderung für die Privaten

Angesichts der angekündigten Gebührenrefundierung im Ausmaß von 160 Millionen Euro verteilt auf vier Jahre für den ORF pocht Bauer auf eine deutliche Aufstockung der Medienförderung für die Privaten. "Anfang des Jahres 2009 hieß es ja, die Medienförderung kann leider 'in Zeiten wie diesen' budgetär nicht höher sein als fünf Millionen. Das haben wir mehr oder weniger zähneknirschend zur Kenntnis genommen." Dass in Folge für den ORF 160 Millionen Euro locker gemacht werden sollten, veranlasse auch den Privatsektor zu forscheren Forderungen, sagte Bauer: "Da lässt man sich mit dem Argument 'in Zeiten wie diesen' nicht mehr abspeisen, denn Geld scheint ja genug da zu sein."

Für die Medienförderung seien jährlich 20 Millionen Euro "eine Größenordnung, die in dem momentanen direkten Wettbewerbsgefüge - auch angesichts der Gebührenrefundierung für den ORF - zumindest eine diskussionswürdige Größe ist. Fünf Millionen sind es nicht."

Bauer argumentiert auch damit, dass die Medienförderung ja nur knapp ein Drittel der Produktionskosten ausmachen dürfe, die Sender also mehr als die restlichen zwei Drittel selbst aufbringen müssten. "Bei 20 Millionen Euro Fördervolumen entsteht damit am Produktionsstandort Österreich eine Wertschöpfung von über 60 Millionen Euro. Eine derartige Hebelwirkung bekommt der gebührenfinanzierte ORF nicht annähernd hin."

Geld lässt sich noch nicht verdienen

Auch zehn Jahre nach dem Markteintritt als erster österreichweit empfangbarer Privatsender lässt sich mit ATV noch kein Geld verdienen, so Geschäftsführer Bauer ein. Zum immer wieder kolportierten jährlichen Verlust von 15 bis 20 Millionen Euro sagte er, dass dieser sich "in den Anfangsjahren immer mal wieder auch in diesen Größenordnungen" bewegt habe. "Wir konnten das in den vergangenen Jahren deutlich verringern, sind aber immer noch nicht 'break-even', was auch an den Rahmenbedingungen des Wettbewerbs in Österreich liegt."

ATV hat sein Ziel für 2009 - im Jahresschnitt fünf Prozent Marktanteil bei den 12- bis 49-jährigen Sehern - erreicht. 2010 peile man sechs Prozent an. Mit einem weiteren Prozentpunkt könne man in Folge "dann schon richtig Geld verdienen".

Nach einem sehr schwierigen Jahr 2008 habe sich die Situation am Werbemarkt im Laufe des vergangenen Jahres "wieder versachlicht", so Bauer. Dass die Firmen oder Werbeplaner ihre Etats für ein Jahr im Voraus verplanen, habe es aber schon vor der Krise nicht mehr gegeben, damit sei man auch weiter konfrontiert.

Einen Coup hat ATV für den Opernball gelandet, von wo der deutsche Moderatorenstar Thomas Gottschalk für den Privatsender berichten wird. Einen kleinen Seitenhieb auf den vom ORF abgeworbenen Dominic Heinzl konnte sich Bauer dahingehend nicht verkneifen: "Wir haben gesagt, wenn uns die B-Prominenz vom ORF abspenstig gemacht wird, dann legen wir halt die A-Prominenz nach." (APA)