Zur Entwicklung einer neuen Generation von Computern, deren Struktur auf Lernmechanismen im Gehirn beruht, werden unter der Leitung von Grazer Wissenschaftern europäische Informatiker, Neurowissenschafter und Physiker zusammengeführt. Die Analyse der Organisation der Informationsverarbeitung im Gehirn soll Impulse für den Entwurf neuer lernfähiger Rechner liefern.

"Brain-i-Nets"

Die Forscher vom Institut für Grundlagen der Informationsverarbeitung (IGI) der TU Graz koordinieren drei Jahre lang das EU-Forschungsprojekt "Brain-i-Nets" (Novel Brain Inspired Learning Paradigms for Large-Scale Neuronal Networks). Am Montag wurde mit einem dreitägigen Expertentreffen in Graz der Auftakt gesetzt.

Das hoch komplexe System aus Milliarden von Nervenzellen, die durch eigene Kontaktstellen, sogenannte Synapsen, miteinander verbunden sind, gibt bis heute viele Rätsel auf. Zugleich ist es der Ausgangspunkt für selbstständiges Denken und Lernen. "Im Gegensatz zu heutigen Computern führt das Gehirn kein fixes Programm aus, sondern passt Funktionen immer wieder an und programmiert diese neu. Viele dieser Effekte sind noch nicht erklärt", erläuterten IGI-Leiter Wolfgang Maass und Projekt-Koordinator Robert Legenstein. In Kooperation mit europäischen Neurowissenschaftern und Physikern wollen sie nun mit Hilfe von neuen experimentellen Methoden die Mechanismen der synaptischen Plastizität im Organismus erforschen.

"Je mehr wir von der Organisation der Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn verstehen werden, umso 'gehirnartiger' werden gleichzeitig die besten künstlichen Rechner werden"

Neue Erkenntnisse über Funktions- und Lernmechanismen im menschlichen Gehirn stellen wiederum die Basis zur Entwicklung für neue Informationsverarbeitende Systeme dar. Ziel der Wissenschafter ist es letztlich, lernfähige Rechner zu entwickeln. "Je mehr wir von der Organisation der Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn verstehen werden, umso 'gehirnartiger' werden gleichzeitig die besten künstlichen Rechner werden", so Maass.

Getragen wird das Projekt von der EU-Förderschiene "Future Emerging Technologies" (FET), die besonders innovative und visionäre Ansätze in der Informationstechnologie stützt. Aus 176 eingereichten Anträgen werden nur neun realisiert, teilte die TU Graz am Montag mit. Partner der mit insgesamt 2,6 Millionen Euro dotierten Forschungsinitiative sind das University College London, die Ecole Polytechnique Federale de Lausanne, das französische Centre National de la Recherche Scientifique, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und die Universität Zürich. (APA)