Die Verhandlung von objektiv Fassbarem und subjektiven Erfahrungswelten stellt Ingo Kerkhof an den Linzer Kammerspielen in den Vordergrund seiner Inszenierung von Heinrich von Kleists Das Käthchen von Heilbronn. Der Regisseur verschreibt sich auf der holzgetäfelten Schachtelbühne von Florian Parbs ganz der Kleist'schen Sprache, die er mit reduziertem Spiel flankiert. Wobei ihm außerordentlich intensive Momente gelingen: Bei dem Femegericht fungiert das Publikum als Geschworene. "Im Gebirg" prasselt der Regen von der Decke, bis alle durchnässt sind. Die Verpackung des zwischen Traum und Realität changierenden Ritterspiels bricht Kerkhof komödiantisch auf. Mit leichtfüßigen Überblendungen von Komödie und Tragödie wird man all den (historischen) Pomp wie nichts los.

Konstantin Bühler passt die Rolle des zweifelnden Graf Wetter vom Strahl wie angegossen. Nuanciert und präzise führt er ein kompaktes Ensemble an, in dem Manuel Klein und Lutz Zeidler komödiantisch brillieren. Verdienter Jubel für Akteure und Regieteam. (wo, DER STANDARD/Printausgabe, 02.02.2010)