Josef Hader und Daniel Kehlmann.

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"Man muss sich ja verstehen, denn wenn man vier, fünf Feinde hat, dann geht hier nichts mehr", sagt Kabarettist Josef Hader eingangs mit wienerischer Spitzfindigkeit. Er hat sich für die Arte-Reihe "Durch die Nacht ..." (Dienstag, 23.15) den Schriftsteller Daniel Kehlmann als Partner ausgesucht, und obwohl Blind Dates stets mit dem Risiko verbunden sind, dass man sich rein gar nichts zu sagen hat, erscheint das bei diesen beiden Herren doch eher unwahrscheinlich.

Tatsächlich stimmen die Vibes dann recht schnell. Schwarzfahrend geht es Richtung Prater, wo die architektonische Neuverpackung des Riesenrads Einigkeit durch Ablehnung schafft. "Wo ist denn das Denkmalamt, wenn man es braucht", meint Kehlmann spontan, während Hader am Wandfresko Karl Lueger ausmacht und sich darüber freut, dass er dort immerhin von lauter Juden umgeben ist. 

Die flanierende Form der Sendung erlaubt eine Privatheit, die handelsüblichen Talkformaten fehlt. Im Riesenrad, beim Buchshopping (Hader schenkt eine Kafka-Bio, Kehlmann Arthur Miller) und beim Abendessen kommen die beiden über die Schreibarbeit zu sprechen, über die eigene Popularität und die Relevanz der Medien, die sie bespielen. 

Interessant ist aber nicht nur, was gesagt wird, sondern welche Rollen die Kamera provoziert. Kehlmann ist eindeutig der kommunikativere Teil, der das Gespräch gerne in grundsätzliche Fragestellungen ausweitet - Religion, Kritik, Theater! Hader folgt ihm meist nur ein paar Schritte weit und behält dann trotzdem das letzte Wort - etwa beim Thema Papst, dessen Stimme Kehlmann nicht mag; schlimmer aber sei, darauf Hader, was er sagt. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD; Printausgabe, 2.2.2010)