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Die Pannenserie bei Toyota reißt nicht ab. Der Konzern muss mehr als vier Millionen möglicher-weise defekte Autos in trockene Tücher bekommen. Das könnte die Bilanz verhageln.

Foto: Reuters/Toru Hanai

Wien - "Betätigen Sie beherzt und kraftvoll das Bremspedal" , fordert Toyota seine Kunden im Falle eines klemmenden Gaspedals während der Fahrt auf. "Rollen Sie auf den Seitenstreifen und stellen Sie den Motor ab." Autofahrer sollten damit brenzligen Situationen entgehen. Wie sich Toyota selbst aus den desaströsen Folgen der größten Rückrufaktion der Konzerngeschichte manövriert, ist offen.

Der Autobauer hat in den USA gut 2,3 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten gerufen. Europaweit sollen 1,8 Millionen Autos von der Panne mit dem Pedal, das im Extremfall auch bei Vollgas stecken bleibt, betroffen sein. 34.776 sind es in Österreich. Die Qualitätsfehler treffen Toyota in einem schwachen Moment: Man wollte sich von den hohen Verluste des Vorjahres erholen. Allein in der vergangenen Woche büßte der Konzern an der Börse aber mehr als 14 Mrd. Euro seines Marktwertes ein.

Wie weit sich die Rückrufaktion auf Absatz und Erträge auswirkt, darüber wird derzeit nur spekuliert. Das Geschäftsjahr endet im März. Die Prognosen der Analysten reichen von Milliardenverlusten bis zu bescheidenem Gewinn. Die tatsächlichen Folgen werden sich erst im letzten Quartal zeigen.

Das neue Problem ist nicht das einzige. Der japanische Hersteller musste erst Ende November vier Millionen Fahrzeuge in den USA zurückrufen, da die Fußmatte damit drohte, den Pedalen ins Gehege zu kommen. Und vor gut einem Jahr spielten die Sicherheitsgurte und Abgasanlagen nicht mit. 1,35 Mio. Pkws mussten in die Werkstätten. Diesmal sind die ModelleAygo, Yaris, Auris, Corolla,Verso, Avensis und Rav4 betroffen. Der Versicherungsverband informiert darob alle Kunden in Österreich.

Man arbeite mit Hochdruck daran, die Autos in die Werkstätten zu bekommen, versichert ein Unternehmenssprecher. Und der Obmann des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer, Gustav Oberwallner, sieht sich in seiner Forderung bestärkt, dass für Neuwagen auch in den ersten Jahren eine jährliche Überprüfung her gehöre. Bei jedem zehnten Auto nämlich tauchten schon kurz nach dem Erwerb sicherheitstechnische Probleme auf, sagt er dem Standard. Das zeigten Studien der TU Wien.

Toyota ist nicht der Einzige, der auf den Pannenstreifen rollt. Honda musste eben erst Autos wegen Brandgefahr durch Fensterheber zurück holen. Peugeot Citroën fordert derzeit 500 Kunden in Österreich auf, den nächsten Händler aufzusuchen. Auch hier sind Gaspedale Stein des Anstoßes. Diese entstammen einem tschechischen Werk, die Technik ist japanisch.

Die Fehlerquoten der Industrie sind für viele Analysten systemimmanent. Denn Entwicklungszyklen beschleunigen sich, die Autos rollen in immer kürzeren Abständen vom Band. Zu rasche Expansion paare sich mit Selbstzufriedenheit, und Kostendruck mache vor Qualitätskontrollen nicht halt. In verschiedensten PKW stecken zudem weltweit vermehrt gleiche Bauteile. Zu einem Unfall soll das zickige Pedal bisher nicht geführt haben. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.02.2010)