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Jüngstes Kapitel im Welser Hardrock-Krimi: Angus Young (rechts) und Bandkollegen sollen im "Vogelhaus" aufräumen, um den Weg für geplante Industriebauten im Naturschutzgebiet freizumachen.

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Linz - "Man muss schon sehr blöd sein, wenn man hier die Zusammenhänge nicht erkennt" - der Verhaltensforscher und Leiter des Konrad-Lorenz-Forschungszentrums in Grünau im Almtal, Kurt Kotrschal, sieht in dem umstrittenen Auftritt der australischen Hardrocker AC/DC im Naturschutzgebiet Welser Heide viel mehr als nur einen Konflikt zwischen Konzertveranstaltern und Naturschützern. "Es kann bitte kein Zufall sein, dass man solch ein Konzert ausgerechnet während der Brutzeit höchst seltener Vogelarten ansetzt. Da stecken doch ganz andere Interessen dahinter", vermutet Kotrschal.

Konkret hegt der Biologe den Verdacht, dass das Konzert sowohl der Stadt Wels als auch der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Grundeigentümer "durchaus gelegen" komme. Kotrschal: "Es gibt konkrete Überlegungen, genau dort 40 Prozent des Naturschutzgebietes in ein Gewerbeviertel umzuwandeln - was schwer werden wird, solange sich dort noch seltene Vögel tummeln. Verabschiedet sich aber nach dem Konzert etwa der seltene Große Brachvogel für immer, wird auch der Naturschutz fallen." Für den Verhaltensforscher ist die aktuelle Diskussion daher "eine Farce", denn weder die Stadt Wels noch die BIG hätten "den Vogelschutz" im Sinn.

"Konkrete Pläne"

Der Pachtvertrag zwischen der BIG und der Stadt Wels besteht bereits seit 1974 und läuft erst 2027 aus. Die Stadt Wels hat ihrerseits das Gelände an den Welser Flughafen "Weiße Möwe" weiterverpachtet. Was die BIG jetzt sicher macht, mit heiklen Konzertfragen nichts zu tun zu haben. "Wir sind nur Liegenschaftseigentümer und stehen da im konkreten Fall an dritter Stelle. Ob jetzt dort AC/DC spielt oder nicht, entscheiden nicht wir", stellt BIG-Sprecher Ernst Eichinger auf Standard-Anfrage klar. Dass es aber konkrete Bauvorhaben für gut 40 Prozent des Naturschutzareals gibt, bestreitet Eichinger nicht: "Es gibt konkrete Pläne für die Errichtung eines Gewerbegebiets. Derzeit laufen die Verhandlungen mit der Stadt Wels und der Weißen Möwe." Man werde diese Projekte "aber nur im Einklang mit der Natur realisieren". Eichinger: "Klar ist: Für die Stadt wäre dieses Projekt enorm wichtig. Und eine Steigerung der Wertschöpfung für die gesamte Region."

Problematisch dabei: In der Region weiß man, zumindest offiziell, nichts von den Plänen der BIG. Vonseiten des Magistrats der Stadt Wels heißt es nur knapp, es gebe derzeit weder Gespräche noch Pläne für ein Bauvorhaben im Naturschutzgebiet. Außerdem brauche es dazu ein Umwidmungsverfahren, und da sei "derzeit nichts anhängig".

Und während man in Wels noch diskutiert und dementiert, plant die Statutarstadt-Konkurrenz bereits die konzertante Übernahme. Die Junge ÖVP (JVP) Linz hat, nach eigenen Angaben, genug von "André Rieu, Umtata und Hansi Hinterseer" und verlangt "mehr Pep und Pop für Linz". Konkret: Whole Lotta Rosie zu Pfingsten in der Stahlstadt. JVP-Obmann Christoph Jungwirth zeigt sich nämlich besorgt, dass die Rockband "wegen des Tohuwabohus in Wels bald den Hut draufhaut". Die schwarze Jugend kann sich AC/DC im Linzer Stadion vorstellen.

Allerdings müsste die Band dann zumindest zwei Abende auf die Bühne, denn das Gugl-Oval fasst nur 35.000 Leute. Auf dem Welser Flugfeld passen immerhin 80.000 Fans gleichzeitig in den Rock 'n' Roll Train. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD-Printausgabe, 2.2.2010)