Es war gegen Ende der 1990er-Jahre, da bliesen die größten Autohersteller Japans und Deutschlands, Toyota und der VW-Konzern, zum Halali auf die US-Riesen GM und Ford. Zielvorgabe: Nummer eins weltweit. Beide produzierten zu dem Zeitpunkt rund fünf Millionen Fahrzeuge. Inzwischen ist die Sache klar: Toyota ist unangefochten der Welt größter Autobauer. 2008, im Jahr vor der Krise, fanden 9,2 Millionen Toyotas sowie Modelle der zugehörigen Marken Lexus und Daihatsu Käufer - VW konnte sich im selben Zeitraum nur auf 6,4 Millionen steigern.

Mit bester Produktqualität und einem Imageschub durch Hybridfahrzeuge schienen dem weiteren Wachstum keine Grenzen gesetzt, wer wollte da noch Autos von GM oder Ford. Wenn es Rückrufaktionen gab, dann vielleicht wegen schlecht fixierter Fußmatten. Lächerlich.

Warnende Stimmen erhoben sich indes bereits mitten in der Überholspur-Euphorie: Die Firma könne Opfer des eigenen Erfolgs werden, der Gigant gebe zu viel Gas, kaum zu halten sei die sprichwörtliche Toyota-Qualität, speziell in den vielen neuen Werken außerhalb Japans, auch die Modellpolitik zeige Schwächen. Jetzt ist's heraus. Toyota kocht auch nur mit Wasser. Mehr als vier Millionen Fahrzeuge müssen in die Werkstatt. Die Sache mit dem Zu-viel-Gas-Geben ist vom Sprichwort in der Realität angekommen. Imageschaden? Enorm. Die Konkurrenz darf sich freuen. Die "Aktion uneinholbar" ist vorläufig abgeblasen. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.02.2010)