Das große Auto, der große Luxus, jetzt auch die große Traktion: BMW verteilt im 750i den Antrieb auf vier Reifen.

Foto: Fischer
Foto: Fischer
Foto: Fischer
Grafik: DER STANDARD

Es war im nördlichen Weinviertel, entlang der tschechischen Grenze, wo auch schon auf der österreichischen Seite in den Gasthäusern moderateste Preise vorherrschen, Schneefahrbahn, und der Wagen hält. Auch flott, auch Kurven, auch bergauf. Das ist man von BMW ja nicht unbedingt gewohnt. Bei wirklich winterlichen Verhältnissen beklagt so mancher BMW-Besitzer ein Manko, und ja, entlang steiler Straßen, die zugeschneit sind, sieht man tendenziell mehr BMWs neben als auf der Fahrbahn.

Das, was sonst pures Fahrvergnügen verspricht und den Enthusiasten als einzig wahrer Antrieb gilt, nämlich jener auf der Hinterachse, muss nicht immer von Vorteil sein. Die alte Volksweisheit "In der Natur sind bei den Flinken die kräftigen Beine hinten" gilt bergauf im Schnee nur bedingt.

Wir durchpflügten also mit einer Souveränität sondergleichen die winterlichen Fahrbahnen des kalten Weinviertels, ein warmes Lächeln im Gesicht, weil alles so schön war, die Landschaft, das Auto, der Schnee, das Fahren, die Traktion, die Gesäßheizung, und das Thermometer fiel. Minus zehn Grad, minus zwölf, dann noch tiefer, minus 18, schließlich minus 20 Grad. Glatt war es, aber wir: Allradantrieb. Das einzige Problem, das uns am entspannten Vorankommen hinderte: Die Waschanlage war eingefroren, auch das kennt man spezifisch von BMW, wir sahen nichts mehr, die Scheibenwischer verteilten nur noch den Schmutz. Wir hantelten uns von Tankstelle zu Tankstelle, um die Windschutzscheibe mit (heißem) Wasser zu reinigen. Kalt war es draußen!

Drinnen aber: der pure Luxus. Alles, was der große Siebener kann, plus die tolle Leistung und jetzt auch die volle Traktion. Der Allradantrieb ist permanent, das elektronisch gesteuerte System verteilt die Kraft des 407 PS starken Achtzylinders variabel an jene Achse, deren Räder gerade über den besten Kontakt zur Unterlage verfügen. Auch die präzise Lenkung hilft mit, den Wagen exakt dort zu halten, wo man die Linien vorausgezeichnet hat. Im Ernst: ein prächtiges Fahrverhalten, das Komfort und Sicherheit gibt, dabei aber immer auch einen sportlichen Impetus hat. Und wenn der Wagen im Übermut des Fahrers dann doch die Spur verlässt, dann schwänzelt er einmal kurz und ordnet sich gleich wieder in die Linie ein.

BMW hat dem 750i xDrive noch ein paar zusätzliche Goodies verordnet, die sicherere Fahrer aus uns machen: Head-up-Display, Side-View-Camera, Spurverlassenswarnung, Spurwechselwarnung. Und bei so viel Kraft wird auch tüchtig gespart: Es gibt eine Stop-&-go-Funktion, Bremsenergie-Rückgewinnung (ohne die mag man gar nicht mehr bremsen), rollwiderstandsreduzierte Reifen und eine Reihe weiterer Maßnahmen, die den Verbrauch senken sollen. In der Stadt werden es dennoch bis zu 20 Liter sein, am Papier ist immerhin ein Verbrauch unter zehn Liter möglich.

Das Ganze gibt es nicht nachgeworfen. 116.650 Euro kostet der Wagen nackt. Mit dem sinnvollen Österreich-Paket und einem Querschnitt aus der Zubehörliste sind wir dann aber rasch bei reschen 142.000 Euro. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/29.1.2010)