Bild nicht mehr verfügbar.

Eines der 33 Kinder, die eine Gruppe von US-Baptisten aus Haiti bringen wollte. SOS-Kinderdorf und UN versuchen nun, die Eltern zu finden.

Foto: AP

Port-au-Prince - Jene zehn US-Bürger, die am Wochenende festgenommen worden waren, als sie versuchten, einen Bus voll haitianischer Kinder außer Landes zu bringen, verstehen die Welt nicht mehr: Sie hätten aus christlicher Nächstenliebe gehandelt, beteuern die zehn Mitglieder einer Kirchengemeinde aus Idaho.

Der Versuch löste Empörung aus. Ministerpräsident Max Bellerive sprach von "illegalem Kinderhandel". Tatsächlich sind in Haiti derzeit aber viele Eltern bereit, ihre Kinder wegzugeben. Um Kinderhandel einen Riegel vorzuschieben, hat die Regierung alle Adoptionen gestoppt, die nicht schon vor dem Beben am 12. Jänner eingeleitet waren.

Die 33 Buben und Mädchen der Idaho-Baptisten sind nun in einem SOS-Kinderdorf untergebracht. Einige von ihnen haben noch Eltern. ""Aber ich bin keine Waise", sagte etwa ein achtjähriges Mädchen, als es in das SOS-Kinderdorf kam. Es dachte, seine Mutter hätte einen Kurzurlaub für sie arrangiert. Professionelle Kinderschutzorganisationen in Haiti sind empört: "Das kann keine Lösung sein", erklärt Deb Barry von Save the Children. "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind fälschlich zur Waise erklärt wird, ist unglaublich hoch."

Impfprogramm

Die Kinder stehen auch anderweitig im Zentrum des Interesses: Das UN-Kinderhilfswerk startet am Dienstag eine großangelegte Impfaktion. Eine halbe Million Kinder sollen gegen Masern, Diphtherie und Tetanus immunisiert werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt unter Zweijährigen, für die diese Krankheiten das größte Risiko darstellen. Durch schlechte hygienische Bedingungen sei es zu ersten Fällen von Durchfallerkrankungen und Tetanus gekommen.

Ein weiterer Schwerpunkt im Einsatz der internationalen Hilfsgemeinschaft dürfte die in den letzten Tagen massiv angestiegenen Zahl der sexuellen Übergriffe gegen Frauen in Zeltlagern sein. Für Margot Wallström, die neue Uno-Sonderbeauftragte zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Frauen in Konfliktgebieten wird dies eines der ersten Aufgabenfelder werden.

Unter großem Sicherheitsaufgebot hat das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen mit einer großangelegten Ausgabe von Lebensmitteln begonnen. Hilfsorganisationen verteilen Säcke mit Reis. Uno- und US-Soldaten sowie einheimische Sicherheitskräfte überwachen die Aktion. Das WFP richtete 16 feste Verteilstellen in Port-au-Prince ein. So sollen zwei Millionen Menschen versorgt werden. Die Regierung hat das Weiterverkaufen von Gütern der Lebensmittelhilfe für illegal erklärt.

Schwerverletzte haitianische Erdbebenopfer können unterdessen wieder zur Behandlung in die USA geflogen werden. Ein Sprecher des Weißen Hauses teilte mit, die USA würden die ausgesetzten Evakuationsflüge aus Port-au-Prince sofort wieder aufnehmen. (APA, red/DER STANDARD-Printausgabe, 2.2.2010)