Ein französischer Wissenschafter hat die Regierung in Haiti vor einem möglichen weiteren Erdbeben in einer Stärke von bis zu 5,5 gewarnt. "Es wird vermutlich noch starke Nachbeben geben, niemand sollte sich in falscher Sicherheit wiegen", sagte der Erdbebenexperte Eric Calais am Montag (Ortszeit) dem haitianischen Sender RFM.

Es sei dringend nötig, die beschädigten Häuser von Experten prüfen zu lassen, sagte Calais, der zuvor mit dem haitianischen Präsidenten Rene Preval zusammengetroffen war. Häuser, die beim letzten Beben von der Stärke 7 nur Risse abbekommen hätten, könnten bei einem Nachbeben leicht einstürzen. "Haiti braucht dringend ein Netz von Seismographen, die Erschütterungen genau aufzeichnen", betonte er.

Beim Neubau müsse unbedingt auf eine verbesserte Erdbebensicherheit geachtet werden. "Schulen und Krankenhäuser dürfen nicht wieder so gebaut werden wie zuvor", sagte Calais. Zum Glück seien zahlreiche Gebäude in Port-au-Prince aber gänzlich unbeschädigt geblieben. Das zeige, dass man in Haiti sehr wohl erdbebensicher bauen könne. "Es muss nicht wahnsinnig teuer sein, sicher zu bauen. Es fängt damit an, Schlamperei am Bau zu verhindern", sagte er.

Zunächst sei aber eine ganze Legion von Bulldozern notwendig, um die Trümmer zu beseitigen und die vom Einsturz bedrohten Häuser einzureißen. Langfristig müssten Schulkinder in Haiti nach dem Vorbild von Japan und anderen erdbebengefährdeten Gebieten schon früh lernen, wie sie sich im Fall eines Bebens zu verhalten hätten. Der Geophysiker von der Universität Purdue im US-Staat Indiana will mit seinem Team drei Wochen in Haiti bleiben, um die Folgen des Erdbebens vom 12. Jänner zu untersuchen, bei dem schätzungsweise 180.000 Menschen ums Leben kamen. (APA/dpa)