Amazon gibt Verlagen nach

Foto: Amazon

Noch ist kein einziges Stück von Apples neuem Tablet-Gerät iPad ausgeliefert, schon sorgt es für Aufruhr und Ärger. Ersteres in der Verlagsbranche, zweiteres bei Amazon. Denn mit dem iPad geht auch der iBook Store ins Rennen um den wachsenden Markt der elektronischen Bücher.

Digitale Werke billiger

Ein Markt, auf dem bisher Amazon mit seinem Angebot und dem Lesegerät Kindle den Ton - und den Preis angab. Für die meisten der E-Book-Bestseller liegt dieser bei 9,99 Dollar. Amazon argumentierte dabei stets damit, dass ein digitales Werk, weil es nicht gedruckt, gelagert und verschickt werden muss, billiger kommt und und deshalb ein Teil der Kostenersparnis auch an die Käufer weitergegeben werden sollte. Eine Sichtweise, die die Buchbranche zwar nicht teilte, aber für den Absatz ihrer E-Books auf Amazon auch nicht verzichten wollte.

70 Prozent für Amazon

Doch anders als der weltgrößte Online-Händler will Apple den Verlegern freie Hand lassen, zu welchem Preis sie ihre digitalen Werke anbieten. Damit nicht genug: Kassierte Amazon in der Vergangenheit von jedem verkauften E-Book 70 Prozent für sich, bietet Apple den Verlegern 70 Prozent.

Streit mit Macmillan

Dass sein Unternehmen nicht weiter gewillt ist, sich von Amazon die E-Book-Preise diktieren zu lassen, machte John Sargent, Chef des Verlagshauses Macmillan, einer Tochter der deutschen Holtzbrinck-Gruppe, schon am Tag nach der iPad-Präsentation vergangene Woche deutlich. Seine Forderung an das Online-Kaufhaus: Mehr Geld für die bei Macmillan erschienen Werke, zu denen etwa die US-Bestseller Wolf Hall von Hilary Mantel oder The Gathering Storm von Robert Jordan und Brandon Sanderson gehören. Oder man werde die E-Books künftig über ein Agenturmodell vertreiben.

Kapituliert

Amazon glaubte, Macmillan die Stirn bieten zu können und entfernte am Freitag sämtliche Verlagstitel aus seinem E-Book- und Print-Sortiment. Doch schon am Sonntag erfolgte der Rückzug: "Wir müssen kapitulieren und Macmillans Bedingung akzeptieren, weil sie ein Monopol auf ihre eigenen Titel haben", hieß es in einer Erklärung (der WebStandard berichtete). Man wolle die Bücher den Kunden aber anbieten, auch wenn "die Preise für E-Books unnötig hoch sind." Künftig werden Macmillan-Titel 12,99 bis 14,99 Dollar kosten, bis zu fünf Dollar mehr als zuvor.

Google Editions

Die Reaktion Amazons zeigt, wie ernst der Online-Händler die Herausforderung Apples mit dessen Multimedia-Pad und iBook Store nimmt. Doch nicht allein von der Steve Jobs Company droht dem Marktführer bei digitaler Lektüre Konkurrenz. Auch der Internetkonzern Google will heuer noch mit seinem eigenem E-Book-Store, Google Editions, an den Start gehen. Google will den Verlegern ebenfalls ihre eigene Preisgestaltung ermöglichen, behält sich jedoch vor, auf eigene Kosten die Preise zu stützen. (red/ DER STANDARD Printausgabe, 2. Februar 2010)