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Von Brüssel nach New York: UN-Beauftragte Margot Wallström

Foto: epa/Christophe Karaba

Schweden muss vorerst warten: Nach zehn Jahren in Brüssel zieht es Margot Wallström nun nach New York. Nach der Rückkehr in die Heimat wolle sie eigentlich zunächst unter anderem ein Buch schreiben, Akkordeon spielen lernen und den Jagdschein machen, hatte die scheidende EU-Kommissarin noch im Dezember auf ihrem Blog für die Zeit nach Brüssel vermerkt.

Doch nun dürfte der neue Job die ganze Kraft der 55-Jährigen fordern: Sexueller Gewalt gegen Frauen in Konfliktgebieten, so Wallström, werde noch immer allzu wenig Gewicht beigemessen. Dabei wird die Situation, etwa jetzt in Haiti, immer schlimmer - und zwar trotz aller wohlklingenden Resolutionen.

Ein Missverhältnis, dessen Änderung Wallström selbst als "sehr schwierigen Auftrag" einstuft und somit als für sie wie gemacht. Die Sozialdemokratin, die von der bürgerlichen schwedischen Regierung für ihr neues Amt nominiert worden war, punkte zwar mit "Sanftmut und Charme", verfolge ihre Ziele aber "unbeirrt und knallhart", so schrieb kürzlich eine Wallström-Biografin.

Ebenso wie einst ihre langjährige Freundin und politische Weggefährtin, die ermordete Außenministerin Anna Lindh, genießt Wallström dank ihrer Beharrlichkeit, ihrer Bescheidenheit und ihres ausgesprochenen Pragmatismus den Ruf, "typisch schwedisch" zu sein - und damit auch Erfolg zu haben: So überzeugte die gelernte Bankkauffrau, die zeit-weise als Journalistin arbeitete und später in sozialdemokratischen schwedischen Regierungen wechselnde Ministerämter bekleidete, als EU-Umweltkommissarin mit ihrem hartnäckigen Kampf für eine neue Chemie- und Klimapolitik. Weniger Erfolg verzeichnete Wallström allerdings in ihrem Bestreben, ihren europaskeptischen Landsleuten das Projekt EU stärker ans Herz zu legen.

Nicht nur für Margot Wallström, die als verheiratete Mutter zweier Söhne in der EU auch mit dem steten Wirken für die Geschlechtergleichstellung ans "schwedische Modell" gemahnt hatte, bringen die kommenden Jahre nun gravierende Änderungen im geplanten Kurs. Für viele ihre Landsleute ist ihr neuer Job sogar eine kleine Enttäuschung: Kein schwedischer Politiker ist laut jüngsten Meinungsumfragen ein so begehrter Anwärter für das Ministerpräsidenten-Amt wie Margot Wallström. Die Wahlen sind im Herbst. Doch bis auf weiteres müssen sich die Schweden wohl mit der nächstbesten Alternative begnügen. (Anne Rentzsch/DER STANDARD, Printausgabe, 02.02.2010)