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Die neue Wiener VP-Chefin Christine Marek wettert gegen die SPÖ-Befragung - und den Plan der Stadtregierung, Ganztagsschulen einzuführen.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Die ÖVP mobilisiert im Kampf um die Meinungshoheit bei der Wiener Volksbefragung mit einer eigenen Telefonumfrage. Diese habe teils gänzlich andere Ergebnisse erbracht als wenn die von der SPÖ formulierten Suggestivfragen gestellt würden, so VP-Landeschefin Christine Marek. Besonders ärgere sie sich beim Thema des flächendeckenden Ausbaus von Ganztagsschulen: "Bei den Ganztagsschulen ist es eine wirkliche Sauerei, wie diese Frage gestellt ist."

"Es ist eine Frotzelei der Wiener", klagte Marek. Schließlich werde hier etwas suggeriert, was nicht stimme: "Dass die SPÖ es notwendig hat, überhaupt solche Fragen zu stellen, sagt sehr viel aus über Selbstbewusstsein, Sittenbild und Selbstverständnis einer Partei." So gingen die Wiener bei der Frage zur Ganztagsschule davon aus, dass es sich beim flächendeckenden Ausbau um ein Angebot handle und nach wie vor die Wahlfreiheit für Eltern bestehe. Dies werde jedoch nicht mehr der Fall sein, wenn es nach dem SPÖ-Modell gehe. "Das heißt, dass die Kinder täglich von der Früh bis am späten Nachmittag verpflichtend in der Schule sein müssen", so Marek.

Qualität müsse stimmen

Sie sei immer Verfechterin eines flächendeckenden Netzes an Ganztagesbetreuung gewesen, und die gesamte ÖVP habe sich in dieser Frage in jüngster Zeit sehr bewegt. Aber es müsse den Eltern vorbehalten bleiben, zwischen den Varianten zu wählen. Auch müsse bei der Ganztagsschule die Qualität stimmen: "Das bedeutet, dass die Schultasche in der Schule bleibt, wenn die Kinder heimgehen und nicht die Eltern in der knappen Freizeit wieder sitzen müssen und mit den Kindern Schulaufgaben machen."

Eigene Umfrage

Mitte Jänner hat die Volkspartei deshalb eine Umfrage unter 500 Wienern in Auftrag gegeben. Bei der allgemeinen Frage nach einem flächendeckenden Ganztagsschulangebot votierten hier 69 Prozent dafür, 19 Prozent dagegen. Wenn man den Menschen hingegen sage, was hier wirklich gefragt werde, sei die Reaktion eine andere, so Marek.

Auf die Formulierung: "Nehmen wir einmal an, diese Schulform würde einen zwangsweisen Nachmittagsunterricht mit Anwesenheitspflicht vorsehen. Eltern und Schüler hätten keine freie Wahlmöglichkeit mehr zwischen 'Nachmittag in der Schule verbringen' oder 'Nachmittag zu Hause verbringen'. Würden Sie persönlich ein solches Ganztagesschulmodell eher befürworten oder eher ablehnen?", entschieden sich 49 Prozent der Befragten gegen die Ganztagsschule, nur 41 Prozent dafür, 10 Prozent enthielten sich einer Meinung.

SPÖ weist Vorwürfe zurück

"Selbstverständlich werden die Eltern in Wien weiterhin frei wählen können, ob ihre Kinder eine Ganztagsschule oder eine halbtägig geführte Schule besuchen", sagte der Vorsitzende des Wiener Bildungssausschusses Gemeinderat Heinz Vettermann. "Das weiß auch die ÖVP. Anscheinend scheut sich die neue Vorsitzende Marek trotzdem nicht davor, die Eltern mit Desinformation zu verunsichern um etwas politisches Kleingeld zu wechseln", empört sich der SP-Politiker. (APA)