Helsinki - In mehreren Orten im russischen Ost-Karelien haben Unbekannte an Haushalte Flugblätter verteilt, in denen sie zur Rückkehr der historischen Gebiete an Finnland aufrufen. In den Flugblättern riefen die anonymen Verantwortlichen laut der finnischen Tageszeitung "Helsingin Sanomat" angesichts häufiger Strom- und Heizungsausfälle in den vergangenen Wochen dazu auf, eine Volksabstimmung zur Angliederung Kareliens an Finnland zu organisieren. Die russische Regierung sei offenbar nicht in Lage, für die Bewohner zu sorgen.

Inlandsgeheimdienst ermittelt

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB ermittelt nach übereinstimmenden Medienberichten in Finnland und Russland wegen Aufwiegelung der Bevölkerung. Der von russischen Medien mit dem Vorfall in Verbindung gebrachte einflussreiche finnische Revisionistenverband Pro Karelia dementierte indes auf seiner Homepage, hinter den als professionell aufgemacht beschriebenen Flugblättern zu stecken.

Revisionisten fordern Rückkehr zu Finnland

Finnische Revisionisten haben seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion immer wieder versucht, die Debatte über die Rückkehr der im Verlauf des Zweiten Weltkriegs abgetretenen Ostgebiete Finnlands wiederzubeleben. Eine Gruppen anonymer Geschäftsleute hat in den vergangenen Monaten über den Anwalt Kari Silvennoinen - selbst ein bekennender Revisionist - versucht, den Bau der russisch-deutschen Ostseepipeline Nord Stream mit Hilfe juristischer Tricks zu verzögern. Die Gruppe fordert Verhandlungen über die Rückkehr Kareliens zu Finnland.

Finnland musste als Folge der beiden von der nationalen Geschichtsschreibung allgemein als separat betrachteten Kriege zwischen 1939 und 1944 Ost-Karelien mit seiner Hauptstadt Wyborg (Viipuri) sowie einige andere Gebiete an die damalige Sowjetunion abtreten. (APA)