Vor dem iPad-Launch ist nach dem iPad-Launch. Nachdem Apple vergangene Woche nun endlich das iPad aufgetischt hat, haben die Gerüchteköche weitere Zutaten für neue Spekulationsmenüs gefunden. Angeblich arbeitet man am Infinite Loop in Cupertino bereits an einer zweiten Version des Tablets, die größer und umfangreicher als das aktuelle iPad sein soll. Alles deutet darauf hin, dass Apple beabsichtigt, die Zukunft des Computings zu verändern, und diese liegt nach Ansicht von Beobachtern in Touchscreen-fähigen Apps.
Tablet mit größeren Display
Die Gerüchte um ein zweites iPad kursierten bereits vor der offiziellen Präsentation. Apple soll an zwei verschiedenen Versionen gearbeitet haben, die sich vornehmlich in der Größe unterscheiden. TechCrunch will nun aus zuverlässigen Quellen erfahren haben, dass die zweite Version nicht nur größer, sondern auch leistungsstärker sein soll. Es soll sich dabei um ein Tablet handeln, das vielmehr einem Notebook als einem Smartphone ähnelt. Demnach könnte das Display in der Größenordnung des MacBook Pro mit 15,4 Zoll oder des MacBook Air mit 13,3 Zoll rangieren. Das Display des iPad misst 9,7 Zoll.
Mac OS X 10.7
Anders als das nun angekündigte Mini-Tablet, das für viele nichts weiter als ein großer iPod Touch ist, soll auf der zweiten Version nicht iPhone OS, sondern Mac OS X laufen. TechCrunch-Autor MG Siegler glaubt, dass konkretere Hinweise auf Apples WWDC folgen könnten, die üblicherweise jedes Jahr im Juni stattfindet. Wenn Apple im Rahmen seiner Entwicklerkonferenz eine Vorschau auf Mac OS X 10.7 gibt, sollte man daher nach Hinweisen auf weitere Multitouch-Features Ausschau halten. Das zweite iPad könnte bereits 2011 das Licht der Welt erblicken.
Finger statt Maus
Mit offiziell drei Touchscreen-fähigen Geräten im Repertoire - iPhone, iPod Touch und iPad - zeichnen sich Apples Absichten schon recht deutlich ab. Das Unternehmen sieht die Zukunft des Computings offenbar nicht mehr ausschließlich in der Steuerung von Rechnern mit Keyboard und Maus, sondern in Anwendungen, die sich direkt mit den Fingern bedienen lassen. Die Programme aus den diversen App Stores - nicht nur aus Apples eigenem - sind mehr als Krücken, um Websites und Desktop-Anwendungen auf kleineren Displays nutzbar zu machen.
Natürlichere Bedienung
Für Brian X. Chen von Wired sind viele der mobilen Apps deutlich besser als die eigentlichen Websites, etwa die Apps von Facebook und LinkedIn. Sie seien wesentlich einfacher zu bedienen und würden Funktionen mehr auf den Punkt bringen. Die fehlende Flash-Unterstützung sieht er als Aufforderung für Entwickler auf veraltete Web-Standards zu verzichten und verstärkt auf neue Standards wie HTML5 zu setzen. Eine Anwendung mit Fingern zu bedienen sei viel natürlicher als über eine Maus, immerhin würden Kleinkinder beginnen ihre Welt mit den Fingern zu begreifen. Chen ist daher davon überzeugt, dass das iPad ein Computer für jeden sei - vom Kleinkind bis zu älteren Menschen.
Neue Anwendungen
Für ein größeres iPad, das auf Mac OS X basiert, müssten Anwendungen weitgehend umgeschrieben werden. Mit iWork hat Apple aber bereits gezeigt, dass sich nicht nur Handy-Apps für Touchscreens, sondern auch Produktiv-Software dafür anpassen lässt. Siegler meint, dass das Unternehmen entsprechende Tool-Kits für die Entwicklung von Anwendungen für größere Touchscreens zur WWDC veröffentlichen könnte.
Alter Wein aus neuen Schläuchen?
Apple-Kritiker behaupten, dass das Unternehmen mit iPhone, Apps und iPad keine wirklichen Innovationen gebracht hat, da ähnliche Geräte und Konzepte schon seit Jahren auf dem Markt kursieren. Das stimmt zweifellos. Der Unterschied ist, dass Apple vorhandene Zutaten neu mischt. Tablet PCs gibt es schon lange. Viele Beobachter sehen in dem Gerät, das Microsoft-CEO Steve Ballmer auf der CES präsentierte, eine wesentlich bessere Hardware-Plattform. Auch andere Hersteller haben deutlich umfangreichere und leistungsstärkere Hardware angekündigt. Damit die Kategorie Tablet reüssieren kann, bedarf es aber vor allem entsprechenden Inhalten und optimierter Anwendungen. Und hier hat Apple trotz - zurecht kritisiertem - geschlossenen System den Markt stark voran getrieben. (Birgit Riegler/derStandard.at 2. Februar 2010)