Avatar gilt als Oscar-Favorit, nicht zuletzt für seine überragenden Effekte

Foto: Centfox

Als im Jahr 1977 Star Wars erstmals über die Leinwände flimmerte, war klar, dass George Lucas Filmgeschichte geschrieben hatte. Statt ruckelnder Rauschiffchen, die an dünnen Seilen und Drähten durchs Bild gezogen wurden, erschuf Lucas ein Universum mit gigantischen Raumkreuzern und rasanten Verfolgungsjagden auf futuristischen aber absolut realistisch wirkenden Fahrzeugen. Um seine Visionen nach seiner Vorstellung umsetzen zu können, gründete Lucas Industrial Light & Magic. Das Studio entwickelte sich zu einem der wichtigsten Effekte-Studios und arbeitete seither an Filmen wie mehreren Star Trek- und Harry Potter-Teilen, Transformers, Minority Report sowie auch Avatar. Doch die bemerkenswertesten Effekte in Avatar gehen auf das Konto der neuseeländischen Weta Digital.

Von Gollum zu den Na'vi

Wie George Lucas mit Star Wars das Gesicht des Science Fiction-Films veränderte, hat Weta Digital Fantasy-Filme neu erschaffen. Das Studio ist vor allem auf digitale Charaktere spezialisiert, wie es bereits Mitte der 90er in Filmen wie in den beiden Peter Jackson-Streifen Heavenly Creatures und The Frighteners beweisen durfte. Mit Jacksons filmischer Inszenierung von Lord of the Rings gelang dem Studio jedoch ein Geniestreich, der es an die vorderste Front der Spezialeffekte-Studios katapultieren und bislang bereits vier Oscars einbringen sollte. So wurde im Rahmen der Filmarbeiten die Software Massive zur Erschaffung großer Menschenmengen entwickelt, der die großen Schlachten zwischen Elben, Orcs und Menschen zu verdanken sind. Die größte Innovation war jedoch der virtuelle Charakter Gollum, mit dem Weta das Motion/Performance Capture-Verfahren auf eine neue Ebene stellen konnte. In Avatar waren unter den Hauptcharakteren des Films jedoch nicht nur eine, sondern gleich mehrere virtuelle Figuren zu sehen - die Aliens namens Na'vi.

Neue Technologien

Um die Na'vi und die Welt von Pandora so realistisch und glaubwürdig wie möglich zu zeigen, wurden für den Film laut Wired gleich mehrere neue Technologien entwickelt. So wurde unter der Leitung von Joe Letteri ein neues System entwickelt, mit dem die Muskeln virtueller Charaktere anatomisch korrekt dargestellt werden. Eine weitere Innovation war ein System für realistischere Lichteffekte in ausgedehnten Terrains wie den Urwäldern auf Pandora. Für die ausgedehnten Performance Capture-Aufnahmen, bei denen auch die Gesichtsausdrücke der Schauspieler erfasst wurden, wurde die bisher größte Performance Capture-Bühne aufgebaut. Den Schauspielern wurde eine Mini-Kamera buchstäblich vor die Nase gesetzt, um den Gesichtsausdruck und die Augenbewegungen für die virtuellen Alter Egos aufnehmen zu können. Mithilfe einer virtuellen Kamera konnte Cameron außerdem seine Schauspieler in Echtzeit direkt in der virtuellen Umgebung sehen.

Die für diese Effekte benötigten Ressourcen waren natürlich enorm. Laut Data Center Knowledge wurde für die Erschaffung der virtuellen Welt und ihrer Bewohner ein 10.000 Quadratmeter großes Rechenzentrum mit 4.000 HP Blade-Servern und über ein Petabyte Speicher benötigt.

Oscar so gut wie sicher

Avatar wurde für die Academy Awards in insgesamt neun Kategorien nominiert, Oscars in den Technik-Kategorien dürften dem 3D-Spektakel wohl sicher sein. Weta Digital wird sich über weitere Trophäen und das Publikum auf weitere tolle Effekte "Made in New Zealand" in kommenden Filmen wie Tintin und The Hobbit freuen dürfen. (br/ derStandard.at 2. Februar 2010)