Wien - Die Universitätenkonferenz (uniko) lehnt den vom Wissenschaftsministerium geforderten und auch im Universitätsgesetz (UG) fixierten Ausbau von Teilzeit- und berufsbegleitenden Studienangeboten für das Bachelor-Studium ab. Dies werde "nicht angestrebt", so die uniko in einem Positionspapier, dass im Dezember beschlossen wurde, auf ihrer Homepage, weil laut Studierenden-Sozialerhebung aus dem Jahr 2006 ohnehin mindestens 60 Prozent der Unter-25-Jährigen nicht neben dem Studium arbeiten. Die "verstärkte Flexibilisierung" mit einem "hohen Anteil an eLearning" und "einer Vielzahl" von Lehrveranstaltungen an Tagesrandzeiten und am Wochenende sei daher ausreichend.

Mehr Abend- und Wochenendangebot "sinnvoll"

Beim Master erachtet die uniko mehr Abend- und Wochenendangebot als "sinnvoll", laut Sozialerhebung ist die Mehrheit der älteren Studenten bereits berufstätig. Das berufsbegleitende Angebot dürfe aber keine Konkurrenz zum Weiterbildungsangebot der Unis sein, das "immer mehr als mögliche Finanzierungsquelle" gesehen werde. Die Rektoren geben außerdem zu bedenken, dass ein berufsbegleitendes Master-Studium für manche Studien wie Medizin oder künstlerische Studien nicht so gut geeignet sei und dass ein berufsbegleitendes Master-Studium länger dauere, da weniger ECTS-Punkte pro Semester absolviert werden könnten. Im Bereich der Universitätslehrgänge werden schon seit langem berufsbegleitende postgraduale Studienprogramme angeboten. Hier gewonnen Erfahrungen können auch beim Master-Bereich herangezogen werden. 

"Passende Finanzierungsmodelle" notwendig

Grunsätzlich - so die uniko - sei eine Ausweitung des Angebots für Berufstätige jedoch nur möglich, wenn es "passende Finanzierungsmodelle" dafür gebe. Immerhin würden etwa für verlängerte Bibliothekszeiten, zusätzliches und ausgebautes Abend- und Wochenendangebot und die Entwicklung neuer didaktischer Modelle Mehrkosten entstehen.

An den Fachhochschulen (FH) setzt man dagegen stark auf die berufsbegleitende Schiene. Von den rund 33.000 FH-Studenten absolviert bereits rund ein Drittel ein Studium neben einem Job, zwei Drittel studieren vollzeit. Die uniko verweist unterdessen in ihrer Stellungnahme darauf, dass "offenbar noch kein erfolgreicher Weg gefunden wurde, berufsbegleitende Studien zu konzipieren": Immerhin hätten laut Studierenden-Sozialerhebung mehr Studenten eines berufsbegleitenden FH-Studiums Probleme bei der Vereinbarkeit von Studium und Beruf als erwerbstätige Studenten an Universitäten (57,6 Prozent an den FHs, 49,5 Prozent an den Unis).

AK drängt auf bessere Vereinbarkeit von Beruf und Studium

Kritik an der Ablehnung von berufsbegleitenden Bachelor-Studien durch die uniko übt Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. "Es ist dringend notwendig, endlich die Vereinbarkeit von Beruf und Studium zu verbessern", so Tumpel in einer Aussendung. Es sei "nicht einzusehen", dass derzeit Berufstätige nur an Fachhochschulen ein entsprechendes Angebot finden, obwohl laut Studierenden-Sozialerhebung die "überwältigende" Mehrheit der Studenten neben dem Studium arbeite. Die AK plädierte außerdem für die Einrichtung berufsbegleitender Master-Studien, denn "Berufstätige an Unis auf die oft teuren Universitätslehrgänge zu verweisen, reicht nicht". Berufstätige dürften nicht zur Finanzierungsquelle der "unterfinanzierten Unis" werden. Die Rektoren erinnerte Tumpel daran, dass der Ausbau von berufsbegleitenden Studien im Universitätsgesetz fixiert sei.

(APA/red)