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Bei der DPU wird genau hingeschaut. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die DPU-Leitung sieht das Studium nicht gefährdet.

Foto: AP/Meissner

Die Fronten rund um die Danube Private University (DPU) in Krems, die seit Herbst ein Zahnmedizin-Studium anbietet, verhärten sich. Denn mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Niederösterreich gegen die umstrittene Privatuni.

Wie die NÖN berichtet, wurden Vorerhebungen wegen Betrugs gegen die DPU eingeleitet. Laut Eva Taborsky, Leiterin der Staatsanwaltschaft am Landesgericht Krems, sei geplant, betroffene Personen und auch Studierende zum Sachverhalt zu befragen. In etwa zwei Monaten sollen in der Causa DPU die ersten Ergebnisse vorliegen. 

Zahnärzte sprechen von "Täuschung"

Ausgangspunkt für die Ermittlungen war eine Sachverhaltsdarstellung, die die Zahnärztekammer an die Kremser Staatsanwaltschaft geschickt hat und die derStandard.at vorliegt. Das Problem sei die praktische Prüfung. Anders als auf der Internetseite der DPU angegeben, würde es keinen zwingenden Kooperationsvertrag mit den Landeskrankenanstalten Niederösterreichs geben, heißt es da.

Im Wortlaut: "Die DPU behauptet zunächst auf ihrer Homepage, dass sie junge Studierende „zu exzellenten ZahnärztInnen" ausbilden würde. Dies impliziert für das breite Publikum die Vorstellung, dass mit erfolgreichem Abschluss der DPU die Niederlassung zu einem österreichischen Zahnarzt gewährleistet wäre. Dies ist unrichtig. Nach Auskunft der österreichischen Zahnärztekammer besteht keine Rechtsgrundlage dafür, Absolventen der DPU in die Zahnärztelisten einzutragen, dies wiederum bedeutet, dass Absolventen der DPU nicht berechtigt sind, den zahnärztlichen Beruf in Österreich (und somit auch nicht in der europäischen Union) auszuüben."

Die Zahnärzte werfen den Betreibern der DPU also vor, Unwahrheiten behauptet zu haben: „Es besteht der ernst zu nehmende Verdacht, dass die Verdächtigen das Publikum und insbesondere die Studierenden an der DPU durch Täuschung über Tatsachen zum Abschluss einen Studienvertrages verleitet haben", heißt es seitens der Zahnärztekammer.

"Haltlose Vorwürfe"

Robert Wagner von der DPU bezeichnet die Anschuldigungen im derStandard.at-Gespräch als "haltlos". "Praktika am Landesklinikum waren als Ergänzung gedacht, waren aber nicht Teil unseres Antrags, dem der Akkreditierungsrat zugestimmt hat", sagt Wagner. Das Pflegepraktikum habe man auf Anraten des Gesundheitsministeriums gestrichen. Die ZÄK habe davon gewusst und die DPU trotzdem angezeigt, sagt Wagner. Die Frage der Niederlassung stelle sich nicht -  sowohl der Akkreditierungsrat als auch das Ministerium haben den Studiengang bewilligt.

Grünes Licht für Proteststurm

Alles begann im Sommer 2009: Damals gab der Akkreditierungsrat grünes Licht für das Studium. Und gab damit indirekt den Startschuss für einen Proteststurm seitens der Zahnärztekammer, der Hochschülerschaft (ÖH) und Politikern.

Schon vor dem Start war die Danube Private University in Krems, wo seit Herbst überwiegend Kinder betuchter Eltern Zahnmedizin studieren können, umstritten. Die Zahnärztekammer Niederrösterreich hatte Bedenken, was die ärztliche Versorgung der Patienten im Raum Krems betraf, geäußert.

Bedrohte Zahnärzte

Doch nicht nur das Wohl der Patienten sahen sie durch die angebliche mangelnde Qualität des Studiums gefährdet, auch ihre eigene Existenz sahen sie bedroht. Denn im Zuge der Ausbildung sollten die Studierenden Patienten gratis in der Universitätsklinik behandeln. 50 solcher Plätze sind vorgesehen, bei Vollbetrieb - derzeit studieren 44 angehende Zahnärzte - sollen sie 100 Stunden absolvieren. Eine Unterschriften-Petition von ansässigen Zahnärzten, die Zahnmedizin-Uni abzudrehen, haben mehr als 6.000 Menschen unterzeichnet.

Akkreditierung prüfen

Der Niederösterreichische Landtag will nun eine neue Prüfung des Studiengangs beim Wissenschaftsministerium anregen. Ein dementsprechender Antrag der Grünen wurde einstimmig angenommen. (Marijana Miljkovic, derStandard.at, 2. Feber 2010)