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Unbegleitete Kinder sind in Haiti auch durch Straßengangs und Sträflinge gefährdet

Foto: REUTERS/Eliana Aponte

Port-au-Prince/Genf - "Niemand sollte sich in falscher Sicherheit wiegen", erklärt der französische Erdbebenexperte Eric Calais einem haitianischen Radiosender. Er geht von weiteren starken Nachbeben in naher Zukunft aus.

Doch die Situation in Haiti ist auch ohne zusätzliche Beben weiterhin prekär. So berichteten UN-Blauhelme am Dienstag erneut von einem Angriff auf einen Hilfskonvoi mit Lebensmitteln. Erst Warnschüsse in die Luft konnten die Angreifer vertreiben.

Am Dienstag zogen auch die seit 2004 auf Haiti stationierten Uno-Truppen Bilanz: Bei dem Beben waren 92 UN-Mitarbeiter ums Leben gekommen. Insgesamt sind derzeit 7000 Uno-Soldaten auf der Inselhälfte im Einsatz. Neben der Verteilung von Hilfsgütern gehört derzeit die Sicherung von Transportkonvois und der Schutz von Obdachlosen zu ihren Hauptaufgaben.

Risikofaktor "Kindsein"

In Genf verschärften am Dienstag die vier UN-Delegierten für Menschenrechte ihre Forderung nach einer Intensivierung der Schutzmaßnahmen für Kinder auf Haiti. Das Risiko, dass Waisen oder Kinder ohne erwachsene Begleitung entführt, verkauft oder als Sklaven missbraucht werden könnten, sei hoch: „Der Schutz für die Kinder muss ein Hauptziel sein", lautet ihre Forderung.
Jenen zehn amerikanischen Baptisten, die 33 haitianische Kinder - von denen etliche gar keine Waisen sind - außer Landes bringen wollten, dürfte in den USA der Prozess gemacht werden: Da in Haiti sämtliche Gerichtsgebäude unbenutzbar sind, gebe es keine andere Möglichkeit, erklärte Ministerpräsident Max Bellerive.

Mittlerweile hat sich die US-Bundesregierung dazu verpflichtet, die Behandlungskosten von in die USA ausgeflogenen Verletzten zu übernehmen. Die Flüge schwerverletzter Haitianer zu Behandlung in die USA waren einige Tage lang ausgesetzt worden, weil mehrere US-Bundesstaaten nicht bereit waren, für die Kosten der medizinischen Versorgung aufzukommen. Der Gouverneur von Florida, Charlie Crist, hatte Washington um eine Kostenbeteiligung gebeten.

Gleichzeitig wurde die Zahl der US-Kriegsschiffe vor Haiti reduziert. Mit den verbleibenden 19 Schiffen gäbe es immer noch genug Kapazitäten, heißt es seitens der Armeeführung.
In den Chor der internationalen Spendensammler stimmen nun auch namhafte US-Popgrößen ein. Mehr als 100 Stars - unter ihnen Pink, Celine Dion und Carlos Santana - spielten am Montag eine neue Version von We are the World ein.

Das Lied war vor 25 Jahren von Lionel Ritchie und Michael Jackson geschrieben worden - die neue Version wurde im gleichen Studio produziert, in dem schon vor 25 Jahren das Original aufgenommen worden war. (APA, bmg/DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2010)