2009 haben in Österreich 216.000 arbeitssuchende Menschen an Weiterbildungskursen des AMS teilgenommen. Ein gutes Geschäft für die Schulungsanbieter, doch die Trainer werden knapp.

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Wien/Graz/Linz - Sie zählen zu den heimlichen "Gewinnern" der Krise: Österreichs Schulungseinrichtungen werden derzeit vom Arbeitsmarktservice (AMS) mit Millionenaufträgen für Schulungen und Weiterbildungskursen von Arbeitslosen zugedeckt. Sie verzeichnen zweistellige Umsatzsteigerungen. Den Markt beherrschen einerseits die sozialpartnerschaftlich organisierten, gemeinnützigen Institutionen wie BFI oder WIFI, zum anderen eine Handvoll privater Unternehmen wie das BIT, "Die Berater", Mentor, Ibis Acam oder best training.

Im Wiener Raum ist die private Schulungsszene bereits größer als BFI und Wifo zusammen. Der Markt ist beachtlich: 2009 haben insgesamt rund 216.000 "AMS-Kunden" - um 40.500 mehr als 2008 - an Schulungsmaßnahmen teilgenommen. 1,22 Milliarden Euro stehen für diesen Bereich zur Verfügung.

Stephan Sticher, Eigentümer der von Graz aus international agierenden BIT-(best in training)-Gruppe etwa , beziffert seinen Zuwachs im Arbeitslosentrainingsbereich mit rund 20 Prozent. Die AMS-Aufträge machten allerdings nur ein Drittel seines 36 -Mio. Euro-Umsatzes aus. BIT sei auch im Managementtraining tätig, was sich wiederum bei gefestigter Konjunktur mit besseren Aufträgen auswirke. Gleich die Situation bei "Die Berater". Auch hier boomt das AMS-Geschäft im Gegensatz zum Bildungs- und Beratungsgeschäft im privaten Firmenbereich. "Wir sind aber sehr zufrieden", sagt "Die Berater"-Ko-geschäftsführer Konrad Fankhauser. Sticher ortet jedenfalls bereits einen ordentlichen Preiskampf in der Schulungsbranche, wobei die sozialpartnerschaftlichen Einrichtungen wie das BFI oder WIFI einen Konkurrenzvorteil hätten. Hier spiele der Preis keine so große Rolle.

Etats

Welche Etats hier im Umlauf sind zeigt allein die von der Krise besonders betroffene Steiermark. Das AMS schüttet 2010 hier insgesamt 175 Mio. Euro an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen aus. Ein Gutteil davon fließt in die Schulung von Arbeitslosen.

Die größten Aufträge fängt auch hier das BFI ab, was sich in Umsatzzuwächsen von gut 30 Prozent niederschlägt. "Die Mehreinnahmen fließen direkt in den Ausbau unsere Einrichtungen, in Anmietungen von Flächen und neue Trainer", sagt BFI-Chef Wilhelm Techt.

Mentor, ein Schulungsunternehmen, das von Oberösterreich aus agiert, hat sich auf Langzeitarbeitslose, Migranten, Jugendliche und Behinderte spezialisiert. "Wir können nicht so stark expandieren, weil uns die Trainer fehlen", sagt Mentor-Geschäftsführer Werner Kampichler. Mentor hat 550 Angestellte und macht rund 34 Mio. Euro Umsatz.

Dass der Run auf die Trainingsjobs ausbleibt, könnte allerdings auch an der Entlohnung liegen. Zwar gibt es seit dem Vorjahr für freiberufliche Trainer ein Mindesthonorar von 30,90 Euro pro Stunde. Auch müssen Trainer, die mehr als 15 Stunden bei einem AMS-Schulungsanbieter tätig sind, angestellt werden.

Die Anfangsgehälter der meist akademisch ausgebildeten Trainer liegen laut Maximilian Jäger von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zwischen 1792 Euro und 1993 Euro monatlich - brutto. (Walter Müller, Karin Tzschentke, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2010)