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Nagoya/Detroit/Wien - Shinichi Sasaki wird seinen Arbeitern und Ingenieuren genauer über die Schultern schauen müssen. Der Japaner hat seit vier Jahren die Qualitätskontrolle über Toyota inne. Nach der größten Rückrufaktion der Autogeschichte machte er am Dienstag erstmals seiner Sorge über die Pannenserie des Konzerns Luft.

Er befürchte nach dem Debakel mit den klemmenden Gaspedalen einen Absatzrückgang, der zeichne sich bereits für Jänner ab, sagte der Vizepräsident des Autobauers. Dass zu rasche Expansion mitverantwortlich sein soll, ließ er nicht gelten: Die Ausweitung der Produktion im Ausland beeinflusse nicht die Qualität.

Gaspedal-Probleme

Fußmatten, die sich auf den Pedalen breit machen und Gaspedale, die sich nicht mehr regulieren lassen, zwangen Toyota dazu, seit Dezember mehr als acht Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten zu rufen. Analysten rechnen mit einer Kostenlawine von bis zu zwei Milliarden Dollar. Zudem bahnt sich eine Klagswelle an: Toyota soll nicht rechtzeitig reagiert, das Leben der Autofahrer gefährdet haben, so erste Anzeigen.

Rivalen wie Hyundai, Ford und General Motors nutzen die Gunst der Stunde, indem sie die Kunden der Japaner mit Rabatten locken. GM muss aber freilich selbst bangen. Beim Chevrolet Cobalt droht während der Fahrt die elektrische Servolenkung auszufallen, 900.000 Autos sind betroffen.

Der Imageschaden in Fällen wie diesen übertreffe den durch Reparaturen bedingten finanziellen, ist sich Daniel Palm, Produktionsexperte der Fraunhofer Gesellschaft, sicher. Rückrufe habe es stets gegeben, die Autoindustrie stehe aktuell aber mehr denn je im Scheinwerferlicht, sagt er dem Standard.

Dass der Trend der Branche, aus Kostengründen die gleichen Bauteile der selben Fabriken in unterschiedlichen Modellen einzusetzen ein zu riskantes Spiel sei, sieht er so nicht. Ein Fehler werde dadurch zwar rasant multipliziert, in der Regel gelte aber: Je größer die Stückzahlen, desto geringer die Qualitätsprobleme. Kleinserien seien weitaus fehleranfälliger.

Toyota hat unter dem Druck der Öffentlichkeit in den USA die Produktion der halben Modellpalette gestoppt. Anfang kommender Woche sollen die Fließbänder in den fünf Werken wieder anlaufen. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2010)