Bregenz - Ein Jahr nach dem Mord an einem 20-jährigen Skinhead ruft die Szene zum Gedenken. In einschlägigen Internetforen werden "alle Organisationen und Sympathisanten" für Samstag zum Aufmarsch vor der Hörbranzer Kirche aufgerufen.

Das Gedenken an Michael A., der am 8. Februar 2009 bei einer Massenschlägerei mit Rockern in Lauterach erstochen wurde, könnte, - wie bereits sein Begräbnis -, zur Demonstration der Neonazi-Szene werden. Die Trauer um den getöteten Kameraden sei nur ein Vorwand für Propaganda und Anwerbung des Blood-and-Honour-Netzwerkes, heißt es in einer Aussendung der "Antifa Xi-Berg".

"Wir beobachten die Szene, probieren, Informationen zu bekommen", sagt Uta Bachmann, Leiterin des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Die Polizei sei "wachsam". Anmeldungen einer Versammlung lägen weder bei der Sicherheitsdirektion noch bei der Bezirkshauptmannschaft vor.

Pfarrer Roland Trentinaglia erfuhr durch den Standard, dass sich die Skinheads vor seiner Kirche treffen wollen. "Zuwarten, schauen, was passiert, was soll man denn tun?", sagt der Pfarrer. Die Hoffnung, mit den Skins ins Gespräch zu kommen, hat er aufgegeben: "Die wollen von der Kirche nichts wissen, haben ihre eigene Religion."

Beim von der Polizei tolerierten Trauermarsch vor einem Jahr traf sich laut Heribert Schiedel, Rechtsextremismus-Experte im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, "die Blood-and-Honour-Führungsriege, international gesehen". Verfassungsschützerin Bachmann will am Wochenende keine Wiederholung: "Wir werden schauen, dass es keinen Marsch gibt."

Als Konsequenz auf die Schlägerei im Vorjahr wurde von der Behörde ein als Motorradclub getarnter Neonazi-Verein aufgelöst. Der Konflikt zwischen Rockern und Skinheads kann von der Polizei nur begrenzt unter Kontrolle gehalten werden. Im Jänner eskalierte er erneut in einer Massenschlägerei, es gab Verletzte.

Seit dem Tod von Michael A. ist der mutmaßliche Täter, ein 27-jähriger Fußacher, in U-Haft. Die Anklageschrift lässt auf sich warten. Das Verfahren sei sehr aufwändig, sagt Staatsanwaltschafts-Sprecher Heinz Rusch und: "Wir haben alle mehr als genug zu tun." Vertagt wurde im November der Prozess gegen einen weiteren mutmaßlichen Haupttäter. Ein Gutachten soll klären, wie betrunken der 35-jährige Tiroler "Outsider" war, der mit dem Baseballschläger zugeschlagen hatte. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2010)