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Bewegung im Atomstreit: Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad ist bereit, einen Vertrag zum Uran-Austausch mit den Nuklearmächten abzuschließen.

Foto: epa/Abedin Taherkenareh

Teheran - Nach massivem internationalem Druck will die iranische Führung im Atomstreit mit dem Westen offenbar einlenken. Das kündigte der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad am Dienstagabend überraschend in einem Interview des staatlichen Fernsehens in Teheran an.  

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Ahmadi-Nejad sagte, der Iran sei bereit, einen Vertrag zum Uran-Austausch mit den Nuklearmächten abzuschließen. Niedrig angereichertes Uran könne dafür aus dem Iran auch ins Ausland gebracht werden, sagte er. Dagegen hatte sich Teheran bisher beharrlich gesperrt. Irans Außenminister Manuchehr Mottaki bezeichnete Zeitpunkt und Ort eines Uran-Austauschs als verhandelbar. "Die Türkei könnte ein Ort sein, Brasilien oder Japan könnten ein Ort sein", sagte er dem türkischen Fernsehsender TRT.

Der Westen hatte den Iran seit Monaten gedrängt, einem Vorschlag zur Urananreicherung in Frankreich und Russland anzunehmen. Demnach sollte niedrig angereichertes Uran (3,5 Prozent) aus dem islamischen Staat im Ausland auf 20 Prozent gebracht werden, um dann als Brennstoff für einen Forschungsreaktor in Teheran genutzt zu werden. Die internationale Gemeinschaft verdächtigt den Iran, heimlich am Bau der Atombombe zu arbeiten. Die Führung in Teheran hat das stets zurückgewiesen.

"Technische Gründe"

Bisher hatte die iranische Führung darauf bestanden, dass der Austausch von niedrig angereichertem gegen höher angereichertes Uran in drei Phasen und auf iranischem Boden erfolgen sollte. Das lehnten sowohl die Internationale Atomenergiebehörde IAEO als auch die Weltmächte ab und drohten mit neuerlichen Sanktionen. Zuletzt hatten auch die USA und die EU den Druck auf Teheran deutlich erhöht.

"Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir eine konstruktive Zusammenarbeit wollen und weil wir jederzeit das niedrig angereicherte Uran wieder im Iran produzieren können", sagte Ahmadi-Nejad. Für seine Abkehr vom bisherigen Standpunkt nannte er "technische Gründe".

USA reagieren zurückhaltend

Die US-Regierung zeigte sich in einer ersten Reaktion zurückhaltend. Wenn der Iran bereit sei, auf den Kompromissvorschlag einzugehen, solle er es der Internationalen Atomenergiebehörde mitteilen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. An einer Neuverhandlung des Vorschlags vom Oktober seien die USA nicht interessiert.

Auch China hat zurückhaltend auf die Ankündigung reagiert. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte auf Anfrage lediglich, die chinesische Regierung hoffe, dass die betroffenen Parteien und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) weiter über die Brennstoffversorgung für den iranischen Reaktor verhandelten, um sobald wie möglich eine Vereinbarung zu finden. Solche Gespräche dienten einer "angemessenen Lösung" der Atomfrage.

Russland begrüßte die jüngsten Äußerungen von Präsident Mahmoud Ahmadinejad. Falls die Führung in Teheran tatsächlich bereit sei, niedrig angereichertes Uran im Ausland auf eine höhere Anreicherungsstufe bringen zu lassen, würde Moskau dies willkommen heißen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch nach Angaben der Agentur Interfax. Er bedaure, dass der Iran im vergangenen Jahr eine vorläufige Vereinbarung darüber abgelehnt habe und einen "alternativen Weg" gegangen sei, sagte Lawrow. "Dieses Misstrauen unserer iranischen Partner hat uns sehr verwundert."

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle wiederum hat die angekündigte Wende Irans im Atomstreit skeptisch bewertet. Westerwelle sagte am Mittwoch in Berlin: "Wir werden den Iran nicht an seinen Worten, sondern nur an seinen Taten messen." Das Ende der Verweigerungshaltung müsse mit Fakten unterlegt werden. Nur durch eine ernsthafte Rückkehr Teherans an den Verhandlungstisch könne sich der Westen überzeugen lassen, auf Sanktionen zu verzichten.

Ahmadinejad schlug den USA auch einen Häftlingsaustausch vor. Im Austausch gegen drei im Iran inhaftierte US-Wanderer sollten in den USA Iraner freigelassen werden, die dort im Gefängnis säßen, sagte Ahmadi-Nejad im iranischen Fernsehen. Dazu liefen schon entsprechende Gespräche. Die drei US-Amerikaner Shane Bauer, Sarah Shourd und Josh Fattal waren nach Angaben ihrer Familien im Juli im Norden des Iraks in den kurdischen Bergen unterwegs, als sie versehentlich auf iranisches Gebiet gerieten und dort festgenommen wurden. Die iranischen Behörden hatten erklärt, sie wollten die drei wegen Spionage vor Gericht stellen. (APA/apn)