Das Bild aus der Überwachungskamera zeigt den Moment in dem der Anschlag auf Ivo Pukanić verübt wurde.

Foto: Standard/Dnevnik

Die Urteile im Fall des ermordeten kroatischen Journalisten und Teileigentümers des Magazins "Nacional", Ivo Pukanic, und des "Nacional"-Geschäftsführers, Niko Franjic, sind gesprochen: Sie lauten auf insgesamt 150 Jahre Haft für die sechs Angeklagten, die Pukanic und Franjic im Oktober 2008 mittels Autobombe getötet haben, berichtete die Nachrichtenagentur Hina am Mittwoch. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Der Erstangeklagte Robert Matanic, dem die Staatsanwaltschaft vorwarf, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, wurde zu 33 Jahren Haft verurteilt. Sein Cousin Luka Matanic sowie deren gemeinsamer Freund Amir Mafalani erhielten wegen Beihilfe jeweils 16 Jahre Haft. Zeljko Milovanovic zündete dem Urteil zufolge die Bombe und erhielt in Abwesenheit eine 40-jährige Haftstrafe. Bojan Guduric erhielt 30 Jahre, weil er den Auftrag hatte, Pukanic zu erschießen, falls die Bombe nicht explodierte. Slobodan Djurovic schließlich, der mit dem serbischen Mafiaboss Sreten Jocic alias Joca Amsterdam Kontakt hatte, und von ihm 1,5 Millionen Euro für Pukanic' Ermordung erhielt, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Jocic und ein weiterer Beschuldigter, Milenko Kuzmanovic, sowie Milovanovic, drücken in Belgrad im selben Fall die Anklagebank. Dort sind die Urteile noch nicht gesprochen.

Auftraggeber nicht bekannt

Zunächst wurde Jocic als Drahtzieher für die Ermordung vermutet, doch die Annahme wurde verworfen. Die wahren Auftraggeber für den Mordanschlag an den Journalisten sind nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Pukanic daran gehindert werden sollte, über kriminelle Machenschaften zu berichten. Pukanic hatte kurz vor dem Anschlag in Italien zur internationalen Zigarettenmafia ausgesagt. Seine Ermordung wird demnach auch als Verbrechen gegen die Pressefreiheit und die Demokratie betrachtet.

Wie die Zeitung „Novi list" auf ihrer Internet-Seite berichtete, hätte das Verbrechen von der Polizei verhindert werden können. Sowohl Polizei als auch die Geheimdienste hätten versagt, so das Blatt, denn Robert Matanic sei nicht überwacht worden, obwohl er mehrerer Morde in Bulgarien verdächtigt wurde. Auch Zeljko Milovanovic konnte sich den ganzen Sommer über frei in Zagreb bewegen, obwohl er von Interpol gesucht wurde. Auch nach Bojan Guduric, der ohne Probleme die kroatische Grenze passieren konnte, sei gefahndet worden.
Die sechs Verurteilten wurden sechs Tage nach dem Anschlag verhaftet. Der Prozess, der am heutigen Mittwoch mit dem Urteilsspruch seinen Abschluss fand, dauerte neun Monate.

Pukanic und Franjic wurden am 23. Oktober 2008 ermordet.  Die tödliche Bombe, die per Fernzünder aktiviert wurde, befand sich in einem Motorroller, der neben Pukanic' Auto im Innenhof des „Nacional"-Gebäudes geparkt war. (APA)