Wien - An den österreichischen Hochschulen gibt es immer weniger Studenten aus niedrigen sozialen Schichten. Das zeigt der Rohbericht der "Studierenden-Sozialerhebung 2009". So sank der Anteil an Studenten aus niedrigen Schichten an Unis und Fachhochschulen (FH) zwischen 1998 und 2009 von 26 auf 19 Prozent. Gewinner sind mittlere (1998: 28 Prozent, 2009: 31 Prozent) und gehobene Schichten (1998: 28 Prozent, 2009: 33 Prozent), der Anteil von Studenten aus hohen Schichten blieb praktisch konstant.

An den wissenschaftlichen Unis entstammten 1998 noch 26 Prozent der Studenten einer niedrigen sozialen Schicht, 2009 waren er nur mehr 18 Prozent. An den Fachhochschulen sank dieser Anteil von 33 (1998) auf 23 Prozent (2009). Mit der Einführung der Studiengebühren 2001 allein kann dieses Phänomen aber offenbar nicht erklärt werden: Der Rückgang ging auch nach 2002 unverändert weiter.

Für die Erhebung wurde ein vierstufiger "Schichtindex" (niedrig, mittel, gehoben, hoch) erstellt, der sich aus Bildungsstand und beruflicher Position der Eltern zusammensetzt. Zur hohen sozialen Schicht zählen etwa Akademiker, die als Freiberufler, Unternehmer mit Angestellten sowie Beamte bzw. Angestellte mit Leitungsfunktionen arbeiten, zur niedrigen Schicht beispielsweise Pflichtschulabsolventen und Eltern mit berufsbildender mittlerer Schulbildung, die in Arbeiter- bzw. Angestelltenpositionen ohne Leitungsfunktion tätig sind.

Ein anderes Bild ergibt sich dagegen, wenn man nur die Studienanfänger betrachtet: Hier zeigt sich, dass sich seit Mitte der 90er Jahre bis 2004 die Überrepräsentation von "bildungsnahen" Schichten über alle Hochschulsektoren etwas vermindert hat. Dies sei vor allem auf die Expansion des Fachhochschulsektors zurückzuführen, "dessen soziale Zusammensetzung ausgewogener als an den Universitäten ist", so die Studienautoren. Seit 2004 ist das Chancenverhältnis hingegen wieder konstant geblieben: Kinder von Vätern mit Matura bzw. Hochschulabschluss haben demnach eine um 2,7 Mal so hohe Chance, ein Hochschulstudium aufzunehmen wie Kinder von Vätern ohne Matura.

Für diese unterschiedliche Entwicklung geben die Studienautoren mehrere mögliche Gründe an: So könnten etwa die einzelnen sozialen Gruppen unterschiedlich schnell studieren oder einen etwaigen Abbruch schneller vollziehen. Bei früheren Studien habe sich etwa gezeigt, dass Studenten aus niedrigeren Schichten ihr Studium überdurchschnittlich häufig bereits in den ersten drei Semestern wieder abbrechen. Außerdem werde der "Schichtindex" seit 1998 konstant gehalten und berücksichtige damit keine gesellschaftliche Veränderungen wie etwa die Bildungsexpansion. (APA)